Renate Solbach: Brechung

zum 70. Geburtstag von Olena Iwaniwna Steriopolo (KNLU/Kiew)

Die fachjargonhafte und programmatische Prägung ›Interkulturelle Germanistik‹ (8: 1985/87; 9: 2003) ersetzt mancherorts das vormalige Sammelsurium ›Deutsch als Fremdsprache‹ (DaF) bzw. ›Deutsch als Fremd- und Fachsprache mit Landeskunde deutschsprachiger Länder‹. DaF war und ist nicht nur auf interpersonale Kommunikation, Mediensprache Deutsch, Fachjargon und fremdkulturelle Begegnungen bezogen, sondern auf Kulturdialoge, Kulinaristik, öffentliches Leben und internationale Zusammenarbeit.

Seltener versteht sich DaF mit Fokus auf Interferenzlinguistik oder interethnische Kommunikation. ›Interkulturelle Germanistik‹ klingt tautologisch. Nicht-interkulturell verständliche Künste, Religionen, Piktogramme und Wissenschaften sind ohnehin kaum auffindbar. Wegen der voluminösen Akquirierung von Drittmitteln und stattlichen Ressourcen aus Bundes- und Landesmitteln, Mittlerorganisationen und Stiftungen stellen sich kultur- und wissenschaftspolitisch mehrbödige Fragen, die DaF scheinbar hierzulande und in Mitteleuropa weniger als eher EU-extern betreffen. Deutsch als Websprache wird gestützt auf Global Reach sowie InternetWorldStats-Daten von 1999 bis Mitte 2016 einbezogen. Auch die Vorzeige-Studie Deutsch als Fremdsprache weltweit wird hier berücksichtigt. 2015 wurde sie vom Referat 610 des Auswärtigen Amtes in Berlin neu aufgelegt: eine Datenerhebung über Deutschlernende im Ausland, erstellt in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut, dem Deutschen Akademischen Austauschdienst und der deutschen Zentralstelle für das Auslandsschulwesen, ein kollaboratives Elaborat, verlautbarungsjournalistisch durchkomponiert.

Zur DaF-Situierung sowie zur Wiederauferstehung der 1970 aus Kompetenzgründen (7: 837) von den Ministerialbürokratien der Länder aufgebrochenen und filetierten Allround-Germanistik im derzeitigen DaF-Design stellen sich mehrere kritische Fragen: Woran sollen sich die anspruchsvoll als ›interkulturell‹ etikettierten, hochschulischen Deutsch-Studien oder interdisziplinär angewandten, German and Communication Studies ausrichten und wie sollen sie sich transformieren? Mit welchen interfachlichen Schwerpunkten und welcherlei Fremderfahrungen? Mit welcher kooperativ-komplementären oder konformistischen Modulationsbreite? Mit einheitlich zugeschnittenem oder uneinheitlichem Quantum an definierbarer Methodenpluralität? Oder in den Forschungsmethoden defizient durchgewurstelt, aber in der Lehrvermittlung ›praktisch effektiv‹ durch schnelle DaF-Menüs und flotte Bachelor-Produktion? Simply Cash for Easy Bachelor Degrees? Was wird in ›Deutsch als Fremdsprache‹ oder in einer DaF-äquivalenten ›German‹-Disziplin wissenschaftlich falsifizierbar erklärt? Was wird interdisziplinär und interkulturell auf welche Weise angewandt? Welche methodischen Probleme werden in DaF wie gelöst? Welche DaF-Forschungsbefunde und DaF-Erkenntnisse sind mit welchen Methoden reproduzierbar? Geht es um komplementäre, methodenpluralistische, interdisziplinär vertrauenerweckende, kommunikationswissenschaftlich kompentente Auslandsgermanistik oder um schnelle, systemservile DaF-Menüs für Dünnbrettbohrer? Transnational German and Communication/TGC stellt ein konstruktives Lösungsangebot dar und versteht sich als Normal Science. Wofür wir versuchen, ein kooperativ-komplementäres Konzept nachfolgend zu skizzieren. Kein komplett durchstrukturiertes Curriculum. TGC stellt ein vielversprechendes Forschungsfeld und Lehrvermittlungsareal dar, das gut in den Rahmen solcher Hochschulen passt, die von nordamerikanischen Lehr- und Forschungstraditionen beeinflusst sind, oder die interdisziplinäre Bereitschaft, organisatorische Durchsetzungsfähigkeit, Flexibilität und den erforderlichen Ressourcen-Aufwand dafür implementieren können.

Einige Datencluster und Aspektierungen 1999-2016

Betitelt ›Deutsch als Fremdsprache weltweit‹, hat das Referat 610 des Auswärtigen Amtes in Berlin im April 2015 eine kombinierte Datenerhebung über die Deutschlernenden im Ausland neu aufgelegt. Das geschieht alle fünf Jahre in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut, dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und der deutschen Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA). Die Studie ist von mehreren Deutsch-Plattformen downloadbar. Mit der Grundgesamtheit von Deutschsprechenden, Muttersprachlern, Zweit- und Drittsprachlern sind die Befunde dieser Studie jedoch nicht zu verwechseln. Auch nicht mit dem Rang der deutschen Sprache in der weltweiten menschlichen Kommunikation gleichzusetzen. Dazu liefert Ulrich Ammon (1: 2015, Kap.C) viel kompiliertes Handbuchwissen (ohne seine ermittelten Zahlen hier zu übernehmen). Als Trend für die Zahl der Deutschlernenden hat sich in der o.g. DaF-weltweit-Studie bestätigt: Deutsche Sprachkenntnisse werden in 127 Ländern überwiegend an Schulen erworben (87 Prozent). Im Bereich der Erwachsenenbildung konnten die DaF-Lernenden allerdings nicht mit hinreichender Sicherheit geschätzt werden (4,2 Prozent?). Nicht in der Ergebnispräsentation von DaF-weltweit erfasst wurde das Online-Lernen oder E-Learning und Blended Learning von DaF. Andererseits scheint die Datenqualität in der 2015er Studie rigoroser eingeschätzt worden zu sein als in vergleichbar früheren Studien. Die Zahl der gegenwärtig Deutsch-Lernenden an ausländischen Hochschulen und Unis signalisiert mit 8,8 Prozent einen leichten Rückgang auf über 1,3 Millionen Studierende gegenüber knapp 1,5 Millionen im Jahr 2010. Trendhypothese (hier nicht überprüft): Aufkeimende Mittelschichten und mobile Funktionseliten in wirtschaftlich aufstrebenden, digitalisierten Arealen Asiens, Südamerikas, im Nahen und Mittleren Osten sowie in Afrika zeigen ein moderat steigendes Interesse fürs Deutschlernen.

Zum Vergleich eine Notiz zur Anzahl deutschsprechender Muttersprachler [German Native Speaker] des gegenwärtigen, mitteleuropäisch kodifizierten Neuhochdeutschen: Schätzungsbasierte Sprachstatistik-Quellen nennen ca. 95 bis über 105 Millionen primär Deutschsprechende. Internet World Stats (12) stützt sich auf geschätzte Populationsangaben vom US Census Bureau, das für 2014 weltweit genau 94,652582 (?) Millionen gegenwartsdeutsche Muttersprachler angab. 2010 noch knapp über 95,6 Millionen [95,637049], eine Dreiviertelmillion weniger als im Jahr 2009 [96,389702]. Für 2016 notiert Internet World Stats weltweit exakt geschätzte 94,973,855 Millionen(?). Dies stellt die moderate Lower-Level-Schätzung mit ca. 95 Millionen deutschsprechenden Primär-Sprachlern dar. Diese Grundgesamtheit der deutschsprachigen Muttersprachler bzw. Primärsprachler (ohne DaF- und DaZ-Sprechende wurde beispielsweise in de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Sprache restriktiv auf 98 Millionen (August 2010) geschätzt; 2009 noch auf 105 Millionen Deutsch-Muttersprachler weltweit; im Mai 2015 wiederum global geschätzt auf »etwa 90 bis 105 Millionen Muttersprachler weltweit«; ebenso Ende Juli 2016. Es kommen aber die Deutsch-Fremdsprachler, Zweitsprachler und Drittsprachler dazu: Zwischen 55 bis 60 Millionen allein in der EU, plus Schweiz (über 2 Millionen) und Russische Föderation (mehr als 10 Millionen). Zudem ist die globale Anzahl der aktuell Deutschlernenden mit 15,4 Millionen mit einzukalkulieren (gemäß Verlautbarungsqualität vom 21.4.2015). Dementsprechend wären weltweit vage bis riskant zu notierende 80 bis 110 Millionen deutschsprechende Fremdsprachler, Zweit- und Drittsprachler inklusive jener mit Grundkenntnissen oder Rezeptions-Kenntnissen des Deutschen anzunehmen. Auf dieser schwankenden Folie dürfte wohl zusammengenommen auf weit über 200 Millionen Deutschsprechende global geschätzt werden. Empirisch valid sind derlei Schätzungen jedoch nicht, weder jene ›diplomatisch‹ durch außenpolitisches Understatement motivierten, also durch gezielt niedrig notierte Bescheidenheits-Bekundungen gestylte, noch bramarbasierend aufgeblasene Überschätzungen frei nach dem Motto ›Wir sind wieder wer!‹. EU-externe und außereuropäische Varietäten des Deutschen, jenseits des Ural in Sibirien und Zentralasien, oder in Übersee, in Australien und Südafrika, in Namibia/Südwestafrika, in Nord- und Südamerika, sind dabei noch weniger verlässlich einzuschätzen und zuordnungsunsicherer zu beziffern als etwa binneneuropäische Populationssektoren von EU-Inländern. Die Grundgesamtheit der German Natives umgreift Native-Speaker-Szenarien in Deutschland, Österreich, Liechtenstein, in der Schweiz, Belgien, Luxemburg, Südtirol oder Elsaß-Lothringen sowie diverse deutschsprachige Volksgruppen mehrerer mittel- und osteuropäischer Länder (z.B. in Schlesien, im Banat und in Siebenbürgen), darüber hinaus in Sibirien, Zentralasien und im südlichen Afrika (Namibia, auch Südafrika). Zudem zählt das Deutsch deutschsprachiger Auswanderer in Übersee dazu, zumal in Australien, Nord- und Südamerika. Eine Trendaussage zeichnet sich ab: Global gibt es mehr DaF-Sprachler, Deutsch-Zweit- und Drittsprachler als Deutsch-Muttersprachler bzw. German Natives.

Zur vernünftigen Einschätzung der globalen Kommunikations- und Sprachwirklichkeit gehört die Kenntnis über die Verteilung der überwiegend gesprochenen Sprachen der Erde. Schon in der bekannten Native-Speaker-Statistik der elf meist gesprochenen Sprachen der Welt nach David Crystal 1990 rangierte das Gegenwartsdeutsche auf dem 10. Platz (siehe auch 11: 2009, 2016). Diese muttersprachliche Deutsch-Situierung stimmt mit dem Rang des crossmedialvermittelten transnationalen Gegenwartsdeutschen in den Top Ten Internetsprachen mittlerweile überein. Kurze Rückblende auf ›Muttersprachliche Deutsch-Webnutzer 1999-2003‹. Quelle: Global Reach nach Media Perspektiven (3: 2003: p.394). Danach hielt Deutsch als Websprache zur Jahrtausendwende noch einen mittleren 5. Platz innerhalb der Top Ten Internetsprachen. Was den technologischen Fortschritt der German-Primär-User reflektiert.

Betrachten wir nun die Web-Situierung des Gegenwartsdeutschen vor allem basierend auf primärsprachlichen Nutzer-Zahlen von internetworldstats.com (12) diachronisch: Deutsch als Top-Ten-Internet-Sprache hielt von 1999 bis Mitte 2007 kontinuierlich den 5. Platz, Ende 2007 den 6. Platz parallel zu Französisch. Und von 2008 bis Mitte 2011 lag Deutsch als Websprache auf dem 7. Platz nach Portugiesisch. Ende 2013 fiel es auf den 8. Platz knapp hinter Russisch. Angesichts der annähernd viermal so großen Gesamtheit französischsprechender Primärsprachler weltweit (Realempirie und Relikt der Kolonialzeit), rangiert Deutsch im Rahmen der Top-Ten-Websprachen seither hinter Französisch, zudem nach dem südostasiatischen Sprachenaggregat, das wir als Malaiisch zusammenfassen. Innerhalb der Top Ten Websprachen ist Französisch ad hoc immer noch unterrepräsentiert und dürfte mittelfristig vor Japanisch und Russisch rücken. Gemäß Online-Erhebungen zur Jahresmitte 2016 – nach internetworldstats.com (12: Top Ten Languages Used in the Web, Stichtag 30. Juni 2016) – hält das transnationale Gegenwartsdeutsche im digitalen Leitmedium Internet (noch) den 10. Platz innerhalb der Top-Ten-Websprachen. Innerhalb der Europäischen Union ist das transnationale Deutsch im Beobachtungszeitraum 1999-2015 kontinuierlich die Websprache Nummer 1 geblieben. In diesem Kontext nicht zu unterschätzen: der German Mobile Market ist der größte in Europa (2). Betrachtet man die Situierung von Deutsch als Websprache im Kontext von rund 6900 bis 7100 lebenden Sprachen, je nach Kriteriologie (11), dann erscheint all dies nicht nur akademisch relevant. Diese zehn genannten Top Ten Internetsprachen umgreifen aktuell 78 Prozent (77,9 Prozent) aller Websprachen. Das gestaffelte, realempirische Native-Speaker-Szenarium wurde demzufolge von den Web-Sprachen-Nutzern dramatisch umstrukturiert (5: 2007/2011/2012; 6: 2009). Dabei schaut die Web-Sprachdaten-Staffelung fürs Deutsche, isoliert betrachtet, eher harmlos, normal und alles andere als sensationell aus. Handelt es sich doch um eine muttersprachlich wie websprachlich parallel vergleichbare Situierung. Die diagnostizierbare Mediendaten-Dramatik artikuliert sich freilich eklatant im Nichtrepräsentiertsein stattlicher Sprachgruppen innerhalb der Top Ten Websprachen, z.B. hinsichtlich Hindi und Bengali.

Weitere ergänzende Daten zur DaF-Gemeinde: Über 50 Hochschulen und Unis, an denen DaF (Deutsch als Fremdsprache), DaZ (Deutsch als Zweitsprache) oder damit vergleichbare Curricula als Hauptfach oder Nebenfach mit diversen Schwerpunkten im Bachelor- und Masterstudiengang-Design studiert werden können, sind allein in der Bundesrepublik Deutschland aufzählbar. In 45 europäischen Ländern inner- und außerhalb der EU förderte die bisherige Datenerhebung und Auswertung von DaF-Studiengängen vor allem formale Befunde zutage. Freilich sollte wohl nicht bloß auflistbar sein, wie dieses DaF-Fach außerhalb der mitteleuropäischen Deutsch-Areale in Europa und Übersee numerisch etabliert und situiert ist, sondern fachlich und kritisch nachgefragt werden: Was wird unter dem DaF-Dach inhaltlich, fachübergreifend oder fächerverbindend und ggf. mit welcher ›Grundierung‹ oder ggf. Ideologie-Anfälligkeit vermittelt? Sei es mit Schul-Didaktik oder eher mit erwachsenenpädagogischer Ausrichtung.

Geht es bei DaF sinngemäß um normativ neu eingekleidetes »Vereinfachtes Deutsch« (Oswald Salzmann 1915), oder um eine Art »Weltdeutsch« (Wilhelm Ostwald 1915)? Oder bilden transnational und transversal eingependelte »Hypoformen« des Gegenwartsdeutschen (Nickl 2013) den empirischen Sprachkommunikations-Objektbereich szientifisch uneinheitlicher Deutschstudien? Verknüpft mit zuzuordnender Kommunikationspädagogik und neuer interkultureller Didaktik, Methodologie, Ideologiekritik und Realsystematik: German qua German Language Communication (GLC): ein enzyklopädisch riesiger Objektbereich. Die ministeriell erwünschte, aktuelle und politisch-korrekt akzentuierte Deutschlandbild-Vermittlung inbegriffen. Vorhandene Grundsatzpapiere (fadaf 2012) sollen hier weder ignoriert noch kleingeredet werden. In etlichen EU-externen German-Departments wird mit Bordmitteln oder Drittmitteln geforscht. Manche manövrieren sich auch erst aus der forschungsfreien Zone heraus und deklarieren ihre wie auch immer zustandegekommenen Befunde und Textproduktionen als anwendungsbezogene Forschungsergebnisse. Literaturgeschichtlich ausgerichtete und sozialwissenschaftliche German Studies hingegen fußen weniger auf DaF-Skills and -Drills, sondern auf traditionsreicher, hermeneutisch-kritischer und vergleichender Auslandsgermanistik oder sind innerhalb der Humanities in den Übersetzungswissenschaften angesiedelt und weisen schon seit Jahrzehnten spezielle Forschungsschwerpunkte auf.

Die Bezeichnung ›German Studies‹ ist in Nordamerika verbreitet, oft mit historischer, kontrastiv-linguistischer und sozialwissenschaftlicher Ausrichtung, aber auch quer durch den angloamerikanischen Transfer-Sprachraum auffindbar. Zudem gibt es German Studies im Rahmen von European Studies bezogen auf Business Communication, Politische Kommunikation, Internationales Recht oder Tourismus. Mehrsprachig vermittelte Forschungsinteressen zählen dabei meistens zum Standard. Über »Germanistik im Ausland: Profilierungen in germanistischen Studiengängen« bzw. "Entwicklungstendenzen germanistischer Studiengänge im Ausland: Sprache-Philologie-Berufsbezug« siehe die Materialien DaF, Band 84 (ed. A. Middeke, Göttingen 2010; PDF-Version via FaDaF-Website, DaF/DaZ-Studiengänge).

Der DaF-Objektbereich lässt sich grob umreißen als Transnationale gegenwartsdeutsche Sprache, Kommunikation und Kultur verknüpft mit ausgewählten Lehr- und Forschungsmethoden. Die hier interessierende Perspektive bevorzugt angewandt-linguistische, human-, kultur- und sozialwissenschaftliche Lehrvermittlungs- und Forschungsmethoden. DaF-Forschungsinteressen und DaF-Vermittlungskunde konfiguriert mit einigen Methoden und heterogenen Komponenten der anthropologisch-humanwissenschaftlichen, hermeneutisch-kritischen oder sozial- und verhaltenswissenschaftlich orientierten Humanities. Wie die Sache bezeichnet wird, ob mit dem DaF-Akronym, oder als uneinheitliche aber spezifizierte, interdisziplinär-angewandte und partikularisierte Auslandsgermanistik, oder als Transnational German (TG), Transnational German & related Communication Studies (TGC), das ist deshalb bedeutsam, weil damit Programmatisches mitformuliert wird. Sachreferentiell handelt es sich um eine fächerverbindende, interdisziplinär angewandte Kommunikations-, Sprach- und Kulturwissenschaft mit Schwerpunkten in der Kommunikationspädagogik und Vermittlungskunde. Weder geht es bei DaF um ›Germanische und Deutsche Philologie‹, noch um ›reine‹ Sprachwissenschaft, oder gar um eine neuinszenierte Vorherrschaft philologischer Methoden mittels einer obsoleten Nationalphilologie. ›Deutsch als Fremdsprachenphilologie‹ mit dem Vermittlungsziel der kanonischen Form des Gegenwartsdeutschen ist demzufolge megaout. Soweit dürfte dies inzwischen quer durch die globale DaF-Gemeinde mit dieser oder jener Einschränkung akzeptiert sein. Zumal wie EU-externe DaF-Etikettierungen im Einzelfall genau ausgerichtet oder ambitioniert zugespitzt werden, scheint vom jeweils dominanten, kulturpolitischen und oder migrationspolitisch durchgesetzten Interessenspektrum abhängig zu sein, weniger wissenschaftsimmanent durch profilierte Fachvertreter/innen bedingt, obgleich seriöserweise die jeweils zutreffende Bezeichnungsevidenz rational nachkonstruierbar und im betreffenden Hochschul-›Markt‹-Segment attraktiv sein sollte. DaF-Diskussionen kreisen um kein schöngeistiges Orchideenfach. Wissenschaftspolitische Entscheidungen, bundespolitisch mobilisierte Ressourcen, Drittmittelquellen und Zuschüsse spielen bei der DaF-Verankerung und Weiterentwicklung eine große Rolle. Die betriebswirtschaftlich gesicherte und institutionalisierte Basis binnendeutscher DaF-Lehrveranstaltungen an Hochschulen darf als wohlsituiert bezeichnet werden. Daran wird hier nichts kritisiert. Auslandsgermanistische Areale sind vorrangig L2- und L3-Kommunikationsräume im Kontext gestaltungsfähiger, innovativer, technologisch fortgeschrittener, wissensbasierter Gesellschaften und Volkswirtschaften. Wie steht es um das Verhältnis von etablierter Lehre und DaF-Forschung? Was erscheint in der universitären oder University-of-Applied-Sciences-vermittelten Lehre und Forschung dazu bearbeitbar, plausibel, durchsetzungsfähig und effektiv? Generell erwarteter Trend: universitär sollten mehr Beiträge zur DaF-Grundlagenforschung produziert und fachhochschulbezogen mehr Anwendungsforschung fachübergreifender Art beigesteuert werden. Allerdings stiften sich pikante, nicht nur EU-externe DaF-Perspektiven bereits bei der DaF-Bachelor-Generierung, einem hochschulischen Arrangement und Procedere, das als auslandsgermanistische Basis-Graduierung gilt. Es erscheint ebenso gesellschaftstypisch mitbedingt wie mentalitätsvermittelt. Whistle-Blowing wird hier nicht angezielt. Dennoch: Cash for Bachelor hat viele sachzwangartig plausible wie interessenpolitisch kaschierte Bedeutungen. Hinzu gesellen sich oft bekannte, vernebelnde Leerformeln. Um einige zu erwähnen: Bologna-Reformen, Effizienzsteigerung, Europäisierung, Gender-Kompetenz, Globalisierung, ›Internationalisierungsagentur‹ (DAAD-Eigenangabe zur Selbstcharakterisierung), Multilingualität (?), Qualitätsmanagement, Qualitätssicherung, Studienstrukturreform, Unumkehrbarkeit (womit keine Chopin-Interpretation gemeint sein dürfte), sowie nicht zuletzt ›Wissenschaftssprache Deutsch‹ = def.: fast schon ein Mauerblümchen, derzeit jedenfalls alles andere als ein Trendsetter.

Zum internationalen DaF-Setting gehören mehrere Institutionen, wovon wir hier nur wenige kursorisch erwähnen können. Zuerst sei das noch sendende, bzw. noch nicht gestrichene deutschsprachige Programm der aus bundesdeutschen Steuermitteln finanzierten, mit deklarierter journalistischer Unabhängigkeit tätigen, staatsnahen, dennoch selbstverwalteten »Deutschen Welle« (15) genannt. Deutsch ist eine ihrer dreißig Sendesprachen. Vorteil der DW: sie kann im Kurzwellenbereich nicht von weniger demokratiefreundlichen ausländischen Machthabern ausgeblendet oder ›abgeschaltet‹ werden. Anders als die Online-Dienste und Programme der hauptsächlich von bundesdeutschen Zwangsgebührenzahlern finanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten (ARD und Dritte Programme sowie ZDF). Für die DaF- und Deutschlandbild-Vermittlung am bekanntesten sind die 160 Goethe-Institute und Verbindungsbüros in 94 Ländern. 2015 mit Jahresbudget von 387,558 Millionen Euro Einnahmen, davon fast 230 Millionen Euro an Zuwendungen des Auswärtigen Amtes, also überwiegend aus dem Bundeshaushalt finanziert (Goethe-Jb 2015/16, p. 116). Von der Gesellschaftsform her ist das Goethe-Institut, seit 2000 fusioniert mit Inter Nationes, wie der DAAD als ›e.V.‹ konstituiert. Bei beiden musste wohl wenig ›gegauckt‹ werden: mit gewissen Konsequenzen in der Kulturbewusstseinspolitik, im Personalmanagement und bei der politischen Deutschlandbild-Vermittlung. Zwischen Goethe-Institut und Auswärtigem Amt existieren bindende und präzisierend fortgeschriebene Rahmenverträge seit 1969, 1976, 1986, 2001, 2004, die zur engen und loyalen Zusammenarbeit mit der staatlich vorgegebenen Ausrichtung oder ›Linie‹ der auswärtigen bundesdeutschen Kulturpolitik zwingen. Ob das Goethe-Institut eingedenk seiner vertraglich zugestandenen ›Eigenverantwortlichkeit‹ als unabhängige Institution aufgefasst werden könnte, oder ob es mehr oder weniger bundesstaatlich kontrolliert zu agieren scheint, obzwar nicht tagesaktuell politisch weisungsgebunden, das ist hier nicht zu klären. Aktuelle Allgemeinsprachvermittlung des Gegenwartsdeutschen und allerlei Kulturprogramme (nicht etwa nur deutschsprachige) mit regional unterschiedlichen Perspektiven, dies stellt jedenfalls weltweit die effektiv durchorganisierte Domäne der Goethe-Institute dar. Weil die Goethe-Institute und ihre vielen ausländischen ›Kooperationspartner‹ kein starres deutsches Beamten-Gerippe haben, sind sie kommunikationspolitisch, projektorientiert, organisatorisch, betriebswirtschaftlich und marketingstrategisch effektiver als derzeit noch etwa der DAAD, der von der Universitäts- und Fachhochschul-Beamtenschaft seiner 238 Mitgliedshochschulen (Stand 31.12.2015) entscheidungsrelevant beherrscht wird. Viel Geld und starke Mitspracherechte stehen da auf dem Spiel, wenngleich der nicht ohne weiteres segmentierbare Auslandsgermanistik-und-DaF-Anteil darin nur ein unzureichend bezifferbares und nur ungenau eingrenzbares Segment darstellt, vgl. die »Eckdaten zur Entwicklung 1950-2010«, ebenso im DAAD-Budget 2011. Detaillierter erscheint die Mittelübersicht im DAAD-Jahresbericht 2012: darin die Seiten 16, 20, 26, 30, 52/53, 60/61, 64, 70/71, 78/79, 84/85, 90/91, sowie der Förderungsüberblick auf 94-97; nicht zu vergessen die eingebettete PR-Skizze zur »Förderung der Germanistik und deutschen Sprache im Ausland«, Seiten 34-37. Über die Mittelverwendung im Jahr 2013 berichtet der DAAD im Abschnitt IV seines Jahresberichts auf den Seiten 82-99. Im Jahresbericht 2015 wurde der 53prozentige Frauenanteil unter den DAAD-Geförderten bereits auf Seite sechs werbewirksam herausgestellt. Soweit so gut. Die Förderungstitel und Parameter für Deutsche und Ausländer sind dort auf den Seiten 90-107 grosso modo notiert, gefolgt von arealbezogenen und sozialstrukturellen Tabellen. Eine ungeschminkte Würdigung des immens expandierten Volumens und der gesellschaftspolitischen Tragweite dieser signifikant angeschwollenen, DAAD-organisierten Ausländerförderung wäre nötig, kann hier aber nicht eingepasst werden. Auch ist hier nicht zu erörtern, ob das Etikett ›Deutscher Akademischer Austauschdienst‹ angesichts der recherchierbaren, förderungspolitisch kritikwürdigen Mittelvergabe überhaupt noch passt oder etwa schon beträchtlich irreführend erscheint.

Zur Wiederauferstehung der Universal-Germanistik

Die 1970 aus Kompetenzgründen von den Ministerialbürokratien der deutschen Länder in Literatur- und Sprachwissenschaften aufgebrochene und filetierte, weil fachwissenschaftlich obsolet gewordene Allround-Germanistik – der Anglistik und Romanistik erging es ähnlich, (vgl. 7: 837 f.) – scheint im Kielwasser der expandierenden DaF-Entwicklung sowie im Kontext immigrationspolitischer Wunschvorstellungen seit den 1990er Nachwendejahren reinstitutionalisiert worden zu sein. Erinnert sei an den ›fachwissenschaftlichen‹ Legitimationszwang, der seinerzeit an den einzugliedernden Pädagogischen Hochschulen (PHs) bzw. den neuen Erziehungswissenschaftlichen Fakultäten (EWFs) entstanden war. Administrativ erzeugt wurde in den 1970er Jahren die sogenannte ›Wissenschaft von der Didaktik der Deutschen Sprache und Literatur‹. Auf dem Transmissionsriemen von DaF feiert nun die längst unglaubwürdig gewordene, undifferenzierte Universal-Germanistik fröhliche Urständ! In Deutschland bundesweit auf dem Verwaltungsweg begünstigt. Es geht dabei nicht nur um spezielle DaF-Didaktiken, Phonetikanteile oder DaF-Aspekte interkultureller Kommunikation (Künste, Fremdkulturerfahrungen, Literatur), sondern auch um die (durch DaF-Leute sachkompetent erfolgende) Lehrvermittlung wichtiger Rechtsgrundlagen in Deutschland. DaF im Rahmen der Landeskunde-Vermittlung [z.B. 4; eine objektive Quellensammlung] angereichert mit Politischer Systemlehre, EU-Strukturen und Deutscher Geschichte, Wirtschaftskommunikation, Verfassungslehre deutschsprachiger Länder, Institutionenlehre, Gesellschaftlicher Kommunikation, Medienordnung, Organisationskommunikation usw.: Wissensformen, die herkömmliche Deutsch-Lehrer ohne kommunikations- und politikwissenschaftliche, sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Zusatzausbildung wohl kaum kompetent vermitteln können. Mancherorts ist DaF bestückt mit immigrations- und globalisierungspolitisch doktrinär idealisierten Meinungsangeboten. Zu nennen wären außerdem gewisse Gender-Mainstreaming-Essentials, jedenfalls etwas ziemlich Ideologieanfälliges und Ideologiebefrachtetes. Trotzdem kam es zur bundespolitischen Privilegierung der DaF-›Disziplin‹. Stichwort BAMF-Zulassung von Lehrkräften für Integrationskurse, basierend auf der Integrationskurs-Verordnung (IntV). Auf dem typisch deutschen Verordnungsweg wurde aus dem illustren DaF-Didaktik-Sammelsurium der 1970er und 1980er Jahre eine bundesadministrativ privilegierte, sogenannte ›wissenschaftliche Schlüsseldisziplin‹(?) gekürt. Allerdings, so wie nicht wenige DaF-Studienpläne und dazukomponierte Lehrveranstaltungsangebote innerhalb einiger deutschsprachiger Länder strukturiert sind, scheint es mittlerweilen bei DaF nicht unerheblich um eine mehr oder weniger verklausulierte Art von Gesinnungstraining und Weltanschauungs-Prüfung zu gehen. Auf den Menüs der DaF-›Disziplin‹ werden offenbar nicht nur DaF-Lehrmodule synkretistisch überfrachtet, sondern Orientierungsmarken, Denkvorgaben, Deutungsmuster und politisch ambitionierte ideologische Duftmarken wunschkonzertartig arrangiert. Andererseits gibt es in dieser aufgeblähten DaF-didaktischen Universal-Germanistik-›Disziplin‹, soweit überhaupt eruierbar, nur relativ wenige human-, sozial- oder verhaltenswissenschaftliche Methoden-Module. Zumal hinorientiert auf die automatisierte Analyse von Sprachmedien-Inhalten und komplexen Sprachkommunikationsdaten. Die interdisziplinäre Methodenausbildung sollte dem uneinheitlichen DaF-Forschungsgegenstand ›fremderfahrungsbedingte, interkulturelle, transnationale gegenwartsdeutsche Sprachkommunikation‹ empirisch wie hermeneutisch entsprechen. Auch die rechtsstaatliche Orientierung im Rahmen der Angebote zur Deutschlandbild- und Landeskunde-Vermittlung sollte zureichend gewährleistet sein. Keine Frage, dass DaF angesichts seines anspruchsvoll verzweigten Fragen-Spektrums in natur- und verhaltenswissenschaftlich, politisch, rechtlich und sozial verschiedenen Bereichen an Grenzen stößt. Qualitätssicherung in komplementärer Methodenausbildung und grundständige, nachhaltige, rechtsstaatliche Orientierung bleiben bei DaF dringliche Desiderata.

Transnational German and Communication als Normal Science

Nachfolgend versuche ich ein Konzept zur transnationalen, gegenwartsdeutschen Sprach- und Zeitkommunikation – TGC – zu skizzieren. Kein komplett durchstrukturiertes Curriculum; angewandt-linguistisch und kommunikationswissenschaftlich akzentuiert. Der partikularisierte Objektbereich Transnationales Deutsch [5: 2007, 2013] flexibel und selektiv verknüpft mit Bestimmungsstücken der Linguistik, Publizistik, Rhetorik, Phonetik, Sprechwissenschaft, Politik- und Medienwissenschaften samt Media Literacy, kombinierbar und spezifizierbar je nach lokal vorherrschenden Erkenntnisinteressen, Forschungsoptionen und Lehrvermittlungspräferenzen [5: 1988, 2011]. Fortschritte und Möglichkeiten medientechnologisch basierter Kommunikationsmodi und Informationsdienste über digitale Endgeräte, Online-Kommunikation und nicht zuletzt der unmittelbare wie mehrfachvermittelte Kontext großer Verkehrssprachen, sowie die Ökonomisierung der Wissenschaftslandschaft sprechen für neue, zweisprachige oder dreisprachige TGC-Kombinationsstudiengänge. Dies dürfte bisher kaum für möglich gehaltene Metamorphosen liebgewonnener, philologisch vereinseitigter Einzeldisziplinen erzwingen: Pars pro toto erwähnt sei der German and English for Business-BA-Studiengang an der German-Jordanian University (in Al Mushaqar bei Madaba). Auch in Südostasien/Taiwan sind mir fachabteilungsübergreifende, formal zweisprachig institutionalisierte Studiengänge bekannt, die kaum noch an nationalphilologische Etikettierungen erinnern. Daran lässt sich eine Entwicklungstendenz zu angewandten, interdisziplinären Studiengängen ablesen. Auch fakultätsübergreifend sind sie organisierbar: Beispielsweise vom German Department zum Interdepartmental Committee on German and English for Business Communication & Applied Studies. Solche und andere Kombinationen sollten stärker favorisiert werden. International konkurrenzfähige, partikularisierte, interfachlich maßgeschneiderte, klar definierte und durchstrukturierte, auch einschränkend fokussierte Ausrichtungen mit umsichtig ausgewählten Topics und Schwerpunkten sind attraktiver als ein Querbeet-Sammelsurium à la DaF als Mammut-Germanistik (?): Eine TGC-Domäne darin sollte die empirische und komplementäre Methodenausbildung sein, eine andere TGC-Domäne bleibt die Sprachkommunikationslehre und Kulturvermittlung, die portionierte, lernerstadien-angemessen angepasste, medienpädagogische Vermittlungskunde, ebenso wie sektorale Landeskundevermittlung: zielgruppenorientiert ausgewählte Areale der heterogenen, uneinheitlichen Landeskunde deutschsprachiger Länder: Institutionenlehre, Politische Kommunikation, Kulturpublizistik und Musikkultur, Intellektuelle und Soziale Zeitkommunikation, Unternehmenskommunikation, moderne und traditionelle Wissensformationen. Konkretisierungsoffenheit, Spezifizierung sowie Zielgruppen-Variabilität und angemessene Individualisierung sind auch in der Landeskundevermittlung mit dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen kompatibel. Wer auch immer Essentials, Segmente und Sektoren der Landeskunde deutschsprachiger Länder vermittelt, sollte für den jeweils angebotenen, konkretisierten Zuschnitt interfachlich und sachlich hinreichend kompetent und persönlich glaubwürdig sein. Sonst könnte sich ein Bumerang-Effekt stiften, oder ein Spill-over-Effekt. Und um die Kommunikatorglaubwürdigkeit der/des gewieften DaF-Dozentin/DaF-Dozenten wäre es geschehen. Gilt ebenso für Musik-Domänen: Musikalität und gediegene Musikkenntnisse spielen generell in Phonation, auditiver und korrektiver Wort- und Satz-Phonetik, aber auch grundständig bei der Kultur-, Sprach-, Landeskundevermittlung und Medienkommunikation eine große Rolle. Von der übergenug politisch ambitionierten, teils kompensatorisch und sozialisationstheoretisch temperierten, teils sozialideologisch grundierten DaF/DaZ-Didaktik wird dies jedoch (abgesehen von Kinder-, Volks- und Weihnachtsliedern) kaum als ernstzunehmendes Lehrvermittlungsproblem gesehen.

Im TGC-Grund- und Hauptstudium sind je nach curricularem Spektrum einige Lehrveranstaltungen zur Interdisziplinären Methodologie parallel zur Sprachkommunikationslehre, Sprachpraxis und Vermittlungskunde angemessen zweisprachig portioniert auszuwählen und einzubringen.

Im BA-Studiengang: -Segmentierung sprachkommunikativer Ausgangsdaten -IPA broad nicht etwa narrow (suprasegmentales und makrosegmentales Prosodietraining mit exemplarischem Transkriptionsbeispielen)

Einführung in psychophysiologische Messungen und Signalphonetik

  • Einfache Statistik und Zeitfenster, deskriptive, univariate und bivariate
  • Analysemethoden/Statistik, Kombinatorik, Verteilungen, Vergleich relativer Häufigkeiten, Wahrscheinlichkeitstheorie, schließende Statistik, Schätz- und Testtheorie, Panels, Trackingstudien
  • Konzeption und Anwendung von Befragungen, quantitativ
  • Konzeption und Anwendung von Inhaltsanalysen, quantitativ
  • Konzeption und Anwendung von (quasi)experimentellen Forschungsdesigns
  • Datenanalyse: Einführung in die entsprechende Software,
  • Dateneingabe, Datenaufbereitung und Auswertung

 Im Master-Studiengang:

  • Konzeption und Anwendung qualitativer Verfahren
  • empirisch-hermeneutische Methoden
  • signalphonetisch gestützte Datenanalyse im Bezug zu Grundlagen der empirischen Sprachkommunikationsforschung,
  • -Wissenschaftstheorie, Forschungslogik, Indikatoren-, Hypothesen- und Theoriebildung, Umgang mit Operationalisierungen,
  • Konstrukten und Variablen; Messtheorie; Auswahlverfahren
  • Secondary Research (auf Sekundär-Forschung und Medienkonvergenz basierende Recherchen, administrationsgenerierte Statistiken, Big Data)
  • Case Study Research (Fallstudienforschung, z.B. idiolektale Performanzsysteme) 

Nur bei entsprechend versierten Lernergruppen auch

  • komplexe Statistik: Multivariate Verfahren wie multiple
  • Regressionen, mehrfaktorielle (Ko-)Varianzanalysen, Faktoren-, Zeitreihen-, Diskriminanz- und Clusteranalysen. Spezielle,
  • fortgeschrittene Verfahren der qualitativen und quantitativen Datenerhebung und –auswertung, z.B. Telemetrie, Messen und Testen, Strukturgleichungsmodell
  • Konversationsanalyse, Beobachtung, fortgeschrittene Anwendungen der qualitativen und quantitativen Erhebungsmethoden,
  • Ansätze zur Online-Forschung, Dynamik der Rezeptionsforschung.
  • Kleine Forschungs- und Projektarbeiten; Konzipierung und Anwendung auch komplexer quantitativer und/oder qualitativer Methoden im Rahmen kleiner Forschungsprojekte und Forschungsdesigns
  • komplementäres Methodentraining & Mehrmethoden-Design hinsichtlich der konstitutiven Asymmetrie und logischen Unabhängigkeit von Signalkommunikation und Symbolkommunikation.

Wie auch immer die konkreten Methodenmodule und Basismodule in durchartikulierten Curricula-Modellen entwickelt, selektiert und portioniert werden, sie müssen eingepasst, studiengangbezogen und im Kontakt mit den Nachbardisziplinen durchgesetzt werden, so wie es jeweils im Hinblick auf Entscheidungen über Modifikationen, Neuausrichtung oder Umstrukturierung erforderlich ist. Sogleich kann eingewendet werden, dass diese Methodenausbildung durch Veranstaltungen anderer Fächer mit einiger Organisationsakrobatik substituierbar erscheint: Aufgrund der bisher knappen Lehrressourcen wäre man ohnehin in den meisten EU-externen German Departments gezwungen, fehlende Methoden-Lehrangebote durch Kooperation mit anderen Fächern oder mittels ähnlicher Kurse aus deren Veranstaltungsangebot zu kompensieren, oder täte gut daran, dies extensiv zu versuchen. Daraus resultierende Synergieeffekte dürften allerdings aus mehreren Gründen in keinem vertretbaren Verhältnis zu den dadurch langfristig entstehenden fachlichen Nachteilen für angewandt-linguistisch und kommunikationswissenschaftlich maßgeschneiderte ›Deutsch und Kommunikations‹-Abteilungen mit angekoppelten Graduierteninstituten stehen. Eine neue German-and-Communication-Interdisziplin mit Schwerpunkten wie Transnational German and Global Rhetoric (Transnationales Deutsch und Globale Rhetorik) oder Transnational German and Knowledge Communication (Transnationales Deutsch und Wissenskommunikation) oder German and related Communication Studies (Deutsch im Bezugsfeld der Kommunikationswissenschaften) wird sich auf Dauer nur behaupten können, wenn sie zumindest partiell über ein plausibel zuordnungsfähiges Methodeninstrumentarium verfügt. Und das Methodeninstrumentarium dieser sprach- und kommunikationswissenschaftlichen Interdisziplin muss keineswegs zu hundert Prozent hausgemacht deklarierbar sein. Aber zum erheblichen Teil muss es mit der Identität dieser neuen German-Interdisziplin zusammenhängen. Ein interfachlich spezifisches Forschungsmethodeninventar ist unabdingbar, um den Status einer wissenschaftlichen Inter-Disziplin als reputabler ›Normal Science‹ mit großem Didaktik- und Vermittlungsanteil zu erringen und zu pflegen. Das Sprachtraining (skills & drills) besorgen die Goethe-Institute oder die Sprachenzentren der jeweiligen Hochschulen. Interfachliche Domänenpflege und Methodenausbildung sollten in eigenständigen Veranstaltungen innerhalb der neu durchstrukturierten, sprach- und kommunikationswissenschaftlichen TGC und davon ein nennenswerter Teil von Lehrenden der TGC selber angeboten werden.

Wie soll das DaF-Basismodell im TGC-Format aussehen?

Was sollte die transfersprachliche und medienpädagogische Area of Concentration (Kerngebiete mit ihren Kompetenzbereichen) beinhalten? Es geht nicht um ein ehrgeiziges Profilierungsmodell. Für das Basismodell spielen einige interfachliche Areale eine Rolle, die sich als interkulturell ausgewählte Bereiche und Perspektiven der Angewandten Linguistik, Kommunikations- und Politikwissenschaft bestimmen lassen:

  • Sprachkommunikative Fähigkeiten und Fertigkeiten im Transnationalen Gegenwartsdeutschen, transfersprachlich und fachsprachlich, im Bezug zu den Niveaustufen des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens des Europarats für Sprachen: lernen, lehren, beurteilen. Zusammenarbeit mit den Goethe-Instituten und Hochschul-Sprachenzentren ist unabdingbar.
  • Wissensformen und Wissensvermittlung in der sprachlichen Humankommunikation mit Anschluss an den internationalen Fachdiskurs
  • Sprachkommunikations- und Medienlehre, medienübergreifend
  • Ressortkunde und Vermittlungskunde, medienspezifisch
  • Sprachlich-öffentliche und politische Kommunikation, transnational und transversal
  • Darstellungsformen/Genres der Text- und Multimediaproduktion
  • interkulturelle und transnationale Sektoren der Sprach- und Symbolkommunikation, Objektbereiche, Objektivierungsmodelle
  • Kombinatorik und Kritik internationaler Nachrichtenflüsse und Medienrhetorik
  • projektorientierte Didaktik im Methodenbezug, worin an den enzyklopädischen Germanistik- Sammeltitel segmentierend und selektiv vertretbar angeknüpft wird

Damit sind die curricularen Erwägungen und Inhaltsoptionen zum TGC-Studiengang-Design keinesfalls erschöpft: Jedwede Schwerpunktsetzungen sollten an strikten Fragen orientiert sein, wie sie z.B. vom deutschen Wissenschaftsrat (10: 2007) im Hinblick auf Studium und Lehre und vergleichende Forschungsbewertung (10: 2010) gestellt werden.

Empirisch-technologische Ausrichtung und Interdisziplinarität

Vorzüge der TGC sind: 1. ihr modernes, partikularisiertes, interdisziplinär zugeschnittenes Profil, ihre spezifische Objektbereich-Konkretisierung und zeitgemäße, komplementäre Methodenselektion, 2. ihre globale Internationalität ausgerichtet auf die führenden, innovati- ven, technologisch entwickelten, wissensbasierten Gesellschaften und Volkswirtschaften und 3. ihre gesellschaftliche, politische, szientifische und wirtschaftliche, nicht nur wissenschaftsimmanente Relevanz. Von daher geht es um ein weiter zu entwickelndes, kulturübergreifendes Lehr- und Forschungsprogramm, das die German Studies fächerverbindend kommunikationswissenschaftlich-linguistisch, d.h. wissenschaftlich standhaltend und nicht etwa exklusiv sprachdidaktisch oder exklusiv literarisch-hermeneutisch geistreichelnd situiert, sondern durch Einbeziehen humanwissenschaftlich und sozialwissenschaftlich usueller Methoden zeitgemäß fortentwickelt. Womit freilich auch neue Maßstäbe gesetzt werden. Ausrichtung, Design und Durchsetzung dieser Transnationalen Deutsch- und Kommunikationsforschung und ihrer Lehrvermittlung besagt bereits im Grundstudium: »Learning and communicating effectively in German for freshmen, intermediate and advanced-level Non-Native-German-Speakers by extensive interactive, experiental practice, and by applying major methods used in selected human sciences and social research, i.e. learning and communicating effectively in German by contribuing to the data collection and theory development, not at least by doing research. Transnational German Communication and Culture related to Arts, Humanities and Science, guided by empirical fact« (cf. 5: 2007). Mit durchstrukturierten Graduierten-Programmen werden die TGC international attraktiv.

Transnational German with an emphasis on European Studies

Dies erscheint auch kongruent mit einem Statement des deutschen Wissenschaftsrats über »Regionalstudien: Mittler zwischen den Kulturen« vom Jahr 2006. Mitteleuropa/Zentraleuropa und die deutschsprachigen Länder zählen oft zu jenen Regionen, an denen ein EU-externes Interesse besteht. Dementsprechend sollte Mitteleuropa als transnationale Region in einem größeren Verbund bzw. in abteilungsübergreifenden Interdepartmental Committees und Interfakultativen Zentren angemessen studiert und angemessen erforscht werden können. Auch die Gründung interuniversitärer Zentren böte sich an. Neben Administration und curricularer, hier nicht eigens portioniert darstellbarer Grundstruktur geht es jeweils um vier bis fünf gebündelte institutionalisierbare Einheiten: 1. Lehrvermittlung (Sprach- und Methodentraining), 2. Forschungsaktivitäten mit exemplarischen Projekten, 3. Beratung, 4. Fachinformationen und 5. eine Art Servicebereich. Stärker spezifizierte Studiengangstypen sollte es erst auf der Master-Ebene geben, weil solche Ausrichtungen der TGC jeweils unterschiedlichen disziplinären Status besitzen. Im grundständigen Studium sollte es beim breit konzipierten, angewandt-linguistisch-kommunikationswissenschaftlichen Bachelor bleiben. Wie auch immer auf Master-Ebene die Studiengangstypen ausgerichtet und spezifiziert sind: kulturwissenschaftlich, sozial- oder politikwissenschaftlich, medientechnologisch, human- und verhaltenswissenschaftlich, oder wirtschaftswissenschaftlich. Es kommt auf deren wechselseitige und konsekutive Anschlussfähigkeit an, weder auf die Eigenlogik ›reiner‹ Kultur-, Gesellschafts-, Sprach- oder Verhaltenswissenschaft, noch auf einen zufällig ausgewählten einzelnen, bilderbuchartig definierten Medienberuf. Die Konzentration auf einheitliche, fest umrissene, im 20. Jahrhundert quasi dogmatisierte oder gar verbeamtete Lehrberufe oder journalistische, publizistische und redaktionelle Berufsbilder lässt sich längst nicht mehr aufrechterhalten. Charakteristisch für aktuelle Entwicklungen im Crossmedia-Betrieben sind Tendenzen zu spartenübergreifenden Tätigkeiten, zur Medien-Konvergenz, zur Verdichtung von Arbeitsprozessen und vielen medienrhetorischen Dienstleistungen, nicht zuletzt die auffällige Tendenz zur Auflösung kanonischer Berufsfelder. Bei TGC reicht die berufliche Modularitätsbreite vom Mehrzweckpädagogen bis zum publizistischen Produktionsexperten. Im Zentrum methodenpluraler, transnationaler TGC sollte die Vermittlung fachübergreifend fundierter Kompetenzen, Inhalte und Methodenkenntnisse stehen, nicht die Engführung auf die vermeintlichen Erfordernisse eines bestimmten Einzelberufes zu einem synchronen Zeitpunkt Tx. In publizistischen Bereichen der Medienindustrie sind spartenübergreifende ›Allrounder‹ gefragt, die über technische Grundfertigkeiten, auch gestalterische Fähigkeiten, gute journalistische Sachkenntnis, brauchbare Recherche-Kompetenzen, Sprachfähigkeiten, Sprechfertigkeiten und argumentative wie kombinatorische Ausdrucksfähigkeit und Medienrhetorik verfügen. Vor diesem Hintergrund erscheint es sinnvoll, in den Ausbildungswegen und Studiengängen modulare Quervernetzungen zwischen den beigezogenen Hauptrichtungen der Sprachkommunikations- und Medienwissenschaften vorzusehen und angesichts des raschen medienkulturellen Wandels ein ausbalanciertes Ausbildungsprofil anzustreben. Und bei aller Interkulturalität sollte in der Deutschlandbildvermittlung eine verfassungsadäquate Aufbereitung und didaktisch wie fremdkulturell vertretbare Darstellungstechnik nicht preisgegeben werden. Ordnungspolitische Basis-Essentials des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland und anderer freiheitlich-demokratischer, deutschsprachiger Länder sollten im Hinblick auf das Recht auf Freizügigkeit, sowie Gewaltenteilung und Meinungsfreiheit statt Gewalten-Konzentration (!) und Kommunikationsmonopolisierung (!) auf jeden Fall vermittelt werden; ebenso typische Strukturelemente totalitärer Staaten, also deren kommunikationsmonopolistische, Massenloyalität-zwangserzeugende und wirtschaftliche Basis-Charakteristica kenntlich gemacht werden.

Transnationales Deutsch und Wirtschaftskommunikation

Die Entwicklung und Implementierung eines Master-Aufbaustudiengangs Transnationales Deutsch und Wirtschaftskommunikation (Trans-national German and Business Communication) stellt eine weitere Option dar. Als Beispiel dafür wäre die Deutschabteilung mit Graduierteninstitut der National Kaohsiung First University of Science and Technology im Süden Taiwans zu nennen, deren Curriculum bewusst und gezielt im Gegensatz zu den philologisch-traditionellen Curricula anderer Universitäten konzipiert wurde. Integriert werden die Schwerpunkte Angewandtes Deutsch, Betriebswirtschaftslehre und Informatik bzw. E-Kommerz. Optionen für abteilungsübergreifende MA/PhD-Programme könnten auch sein: Transnationales Deutsch und Publizistik (Transnational German and Public Communication) bzw. Transnationales Deutsch und Globale Rhetorik. TGC verknüpft mit Informationsmanagement: Transnationales Deutsch und Wissenskommunikation (Transnational German and Knowledge Communication). Kombinationen der Transnational German and Communication Studies (TGC) machen auch deshalb Sinn, weil die Kommunikations- und Medienwissenschaften wesentliche Impulse für kulturelle, ökonomische und technische Entwicklungen moderner hochtechnologisierter Gesellschaften liefern. Unstrittig ist: Die Medien- und Unterhaltungsbranche hat sich längst auch in deutschsprachigen Ländern zu einem der wichtigsten Wirtschaftszweige (2) entwickelt. Medienberufe weisen einen hohen Akademisierungsgrad von gut 40 Prozent auf. Die Nachfrage der Studierenden, ›irgendwas mit Medien‹ studieren zu wollen, ist im In- und Ausland ungebrochen. Crossmediale Konvergenz treibt Wachstum voran und verschärft Wettbewerb. Der Konvergenzprozess wird zum Wachstumstreiber innerhalb der Medienbranche: Konvergente Medienplattformen und Wettbewerbsdruck fördern neue Allianzen. Diese Einsicht lässt sich als realitätskonstruktives Argument für eine kommunikationstechnologisch plausible Umorientierung zu den interdisziplinär angewandten Kommunikations- und Medienwissenschaften interpretieren: Um international anschlussfähig zu bleiben, muss über die bisherigen Fachgrenzen hinweg kooperiert werden, so wie dies in Nordamerika seit fast einem Jahrhundert der Fall ist: Kommunikationswissenschaft einschließlich Speech Communication und Rhetorik.

Vom German Department zum Interdepartmental Committee on German and Communication

Zur Internationalisierungs- und Optimierungsfrage der TGC müssten kooperative Promotionen realisiert werden, good-practice-betreut von interdisziplinären akademischen Organisationseinheiten. Deshalb sind viel mehr Interdepartmental Committees erforderlich. Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und die Stärkung seiner Forschungsleistungen generiert auch Potentiale für eine Stärkung der Grundlagenforschung, die man angesichts der Realsituation vieler German Departments als dringlich einschätzen muss. Angesichts universitärer Umstrukturierungsprozesse versuchen manche German Departments vor allem nicht irgendwie aufzufallen, um andringende Veränderungswünsche ungerupft zu überstehen (z.B. in Ostasien mentalitätsentsprechend).

German and Communication nicht exklusiv EU-zentriert

TGC-Erkenntnisinteressen sind adressatensorientiert, kommunikatorzentriert, auch auf Mehrfachvermittlungswege, Repräsentanzkommunikation und unstete Publica ausgerichtet. TGC versucht Asymmetrien und maskierte Effekte der uneinheitlichen Interessengruppen zu durchschauen, die mit ›Diversity‹ benannt werden. Der konkrete Idiolekt, die Sprechtätigkeit, die natürlich-sprachlich geregelten Sprechbewegungen agierender Kommunikatoren in Relation zu Argumentationen, Denkmustern, Einstellungshaltungen, Synchronisationsschleifen und Wissensformen stehen im Mittelpunkt. In der interpersonalen, binnendeutschen, europäischen und transnationalen Kommunikation face-to-face wie in der mehrfach vermittelten Repräsentanzkommunikation der transfersprachlichen Massenmedien. Das TGC-Erkenntnisinteresse ist nicht exklusiv mitteleuropäisch oder EU-zentriert. Auch beschränken wir uns meist auf jene erschließbaren, bzw. fachtypischen Areale, Dokumentsorten, Kohärenzen, Konventionen, Kulturnormkontraste und Terminologisierungen, die in den überregionalen, transnationalen Kommunikationsräumen fachextern bereits eine gewisse Aktualität, Öffentlichkeit und thematische Medienpräsenz beanspruchen oder erreicht haben. Es geht um keine nationalsprachliche Philologie, sondern um interdisziplinäre Objektbereiche, um medienrepräsentiertes Global German als Mischsprache und Hypoform (5: 2013) mit transnationalen Mainstream-Trends einschließlich Fachsprachlicher Kommunikation. Die transnationale gegenwartsdeutsche Sprechsprache in ihren oszillierenden Hypoformen und Repräsentationsniveaus als Gegenstandsbereich deutschsprachiger Kommunikation ist das primär Interessierende. Und nicht etwa die durch Staatsknete alimentierte kanonische Form des Deutschen als Minderheitensprache von Beamten, Bürokraten und politischen Rollenträgern. In der kommunikationswissenschaftlich-linguistischen Forschung zur sprachlichen und interkulturellen Kommunikation geht es um wissenschaftlich bearbeitbare und darstellbare Empirien, Relationen, auch um Kausalitäten und Zeitverhältnisse. Letztendlich um zuordnungsfähige Sprachsignal- und Kommunikationsverarbeitung in den Sprechern, soweit dies bereits mit aktuellen Technologien analysierbar erscheint. The people who speak and understand German, resp. Transnational German as a european as well as a non-european lingua franca: aus diesen Sektoren der Sprachlichen Kommunikation kommen die Ausgangsdaten, um nochmals den Fachjargon aufzugreifen: their sound waves and brain waves, gaps and linkages, segmentierbare Phrasierungseinheiten, ›nonsegmental features‹ und andere Zeichen-Komplexe wie Tonmuster, Wörter, Wortgruppen in jeweiligen Zeittakten, diskriminierbare und identifizierbare Argumente, Fragmente, Ellipsen, Satzgebilde, Äußerungen, Mitteilungen: extern beobachtbare und messbare, phasenverschoben zuordnungsfähige Daten des Kommunikationsverhaltens. Die Kommunikationsperformanz und Phonostilistik von Sprechern, monologe, dialogische, massenmedial vermittelte Formate, Datenkonglomerate und Mischformen der Journalistik, Publizistik und Rhetorik. Bewegungsabläufe, Ereignisse und Kontexte der interpersonalen, medienvermittelten, sprachlich-öffentlichen Kommunikation sind für die Angewandte Linguistik, Fachsprachenkommunikation und Humankommunikationsforschung nicht weniger interessant als die in den agierenden Sprechern zugrundeliegenden, komplexen Signalvorgänge. Aus alledem resultieren korrelative und eklektische Wissensformen.

Drei TGC-Kernbereiche in Forschung und Lehre

  • Grundlagen und Systematisierungen der kommunikationswissen-schaftlich Angewandten Linguistik, internationale Lingua-franca-Kommunikation, Sprachkommunikationstheorien und Traditionsstränge der zuzuordnenden Theoriegeschichte, Kommunikationspragmatik.
  • Experimentelle, korrelative, konfrontative, methodenverknüpfende und synthetisierende Methodologie der Kommunikationsforschung und Spachkommunikationslehre, Wissensformen über sprachliche Humankommunikation, Interferenz- und Kognitionslinguistik von Lingua-franca-Sprachen, Fachsprachliche Kommunikation, Performanzgrammatikforschung, Sprachpolitik und Sprachplanung.
  • Erwachsenenpädagogisch, berufsfortbildungs- und weiterbildungs-bezogene Vermittlungskunde für mehrere international orientierte Berufsfelder und Berufsgruppen. Fachsprachenvermittlung, Fremderfahrung, transnationales Argumentieren, Analyse international dominanter Nachrichten, Nachrichtenflüsse, veröffentlichte Meinungen, Change Management im Bereich der Lehr- und Lernkonzepte und Support-Organisationsstrukturen, Symbolkommunikation und Streitkultur, transnationales Kommunikations-, Sprach- und Disputationswesen: z.B. Bildungs- und Kulturmanagement, Business Communication, Mediation, Crossmedia Communication, Lehrerfortbildung, internationaler Journalismus, Publizistik, Medienkommunikation, administrativ ausgerichtetes und politisches Consulting, Organisationskommunikation und Public Relations.

Kurzformel und TGC-Bestimmungsmerkmale

  • Transnationales Gegenwartsdeutsch und Fachsprachen
  • angewandt-linguistisch-komplementäres, human- und kommunikationswissenschaftliches Methodentraining
  • Landeskundevermittlung (Institutionen, Medien, Systemstrukturen, Rechtsstaat, Bundes- und Sozialstaatlichkeit, politische Systeme)
  • Masterpieces deutschsprachiger Weltliteratur (Entliterarisierung)
  • Global Rhetoric, Human Communication, Informationsmanagement

TGC ist keine Philologie à la Deutsch als Fremdsprachenphilologie, Ältere und Neuere deutsche Literaturgeschichte, oder irgendeine weitere museale Augenphilologie. Philologische Essentials stellen keine Kernkompetenz oder den zentralen Standard von TGC dar. Die fachübergreifende Einbindung und Co-Konstitution des German-and-Communication-Bachelors und des German-and-Communication-Masters in breitere, transnationale und angewandt-wissenschaftlich-heterogene Traditionsstränge und Zusammenhänge bedeutet keinen Verlust für die bisher eher bescheidene Unabhängigkeit mancher ausländischer German-Departments. Vielmehr stellt gerade deren Transformation eine zeitgemäße Institutionalisierungschance dar. Nur die fragile Kontinuität des Bisherigen dürfte die Eigenständigkeit mancher Deutsch-Abteilungen an ausländischen Colleges und Divisions gefährden mit der Folge: Abwicklung, Inkorporation, Bagatellisierung und Marginalisierung der German Studies in amorphe Uni-Sprachenzentren, was bedeutet Derangierung und/oder Deregulierung. Sprachtraining ist zwar besser als gar nichts, ist aber kein learning by doing research, weil ohne wissenschaftliches Methodentraining, ohne Chance an Forschungsprojekten teilzunehmen, ohne wissenschaftlich standhaltende und überprüfbare Einsichten in die Intellektuelle Zeitkommunikation zu gewinnen und ohne grundständig akademische BA/MA-Graduierungmöglichkeiten. Die TGC-Manifestationsbereiche uneinheitlicher Sprachempirien, die Sprachkommunikationskultur mit ihren agierenden Kommunikatoren, Interessengruppen und unsteten Publika, bildet das Lehr- und Forschungsareal der TGC. Es geht um Fähigkeiten und Fertigkeiten, die in vielen Berufen, gerade in der Crossmedia-Kommunikation, Lehrvermittlung sowie im Informations- und Kommunikationsmanagement langfristig gebraucht werden.

Literatur

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2. budde.com.au/Research/Germany-Mobile-Infrastructure-Broadband-Operators-Statistics-and-Analyses.html
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5. Nickl, M.M.: Angewandte Linguistik als kommunikationswissenschaftliche Disziplin. In: W.Kühlwein/B.Spillner eds.: Sprache und Individuum. Kongreßbeiträge zur 17. Jahrestagung der Ges. für Angew. Linguistik/GAL e.V. [forum AL 15].- Tübingen 1988: 72-73
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Ders.: Transnational German in Crosslinguistic Transfer and as an Internet Language. In: Tamkang Studies of Foreign Languages and Literatures (TSFLL),10.- Taipei, Dec.2007: 1-32
Ders.: Transnationales Deutsch: Zur Internationalisierung und Optimierung der German and Communication Studies. In: rudimenta rhetorica (Minores Europaeorum 2).- Lauf/Hersbruck 2011: 237-278; Ders.: Lineamenta des globalen Gegenwartsdeutsch. In: rudimenta rhetorica, 2011: 279-324;
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Ders.(ed.): Empfehlungen zur vergleichenden Forschungsbewertung in den Geisteswissenschaften.- Köln 21.6.2010 www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/10039-10.pdf
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