Enzyklopädische Phantasien
- von Estermann Monika
Monika Schmitz-Emans: Enzyklopädische Phantasien. Wissenvermittelnde Darstellungsformen in der Literatur – Fallstudien und Poetiken. Hildesheim, Zürich, New York (Olms) 2019, 753 S. (Literatur, Wissen, Poetik, Bd. 8)
Die ausgewiesene Komparatistin Monika Schmitz-Emans legt einen, dem Thema angemessenen, schwergewichtigen und voluminösen Band vor. Der Titel lässt vor dem geistigen Auge des Lesers bereits ganze Bücherwände aufsteigen. Dazu passt das beziehungsreiche Bild auf dem vorderen Einbanddeckel: Zunächst meint man zwei gegenüberstehende Seiten einer Handschrift zu sehen, bei der zur Hervorhebung einzelne wichtige Worte in blauer oder roter Farbe markiert wurden. Bei näherer Betrachtung aber erkennt man, dass es sich um einen modernen Druck handelt: Der Text in der Gestaltung von Ines von Ketelhodt entstammt dem Band Zweite Enzyklopädie von Tlön aus dem 50bändigen Buchkunstprojekt von Ines von Ketelhodt und Peter Malutzki, das zwischen 1997-2006 entstand und inspiriert ist durch die Erzählung Tlön, Uqbar, Orbis Tertius des Dichters Jorge Luis Borges. Die vermeintlichen Rubrizierungen bestehen aus kleinen blauen Quadraten, Kreisen, Kreuzen oder Rechtecken, durch die der Text nicht ausgezeichnet, sondern ersetzt wird, sodass er nur noch in Fragmenten zu erkennen ist. (Allerdings hätte der Verlag sich zu einer größeren Abbildung entschließen sollen!) Besser kann das Umschlagbild für ein Werk über ›Enzyklopädische Phantasien‹ kaum gewählt werden, denn hier scheint bereits ein Grundelement der Darstellung auf: das Spiel mit den Erwartungen an die Gattung ›Enzyklopädie‹.
Das Standortsuchverfahren für ein Endlager für Wärme entwickelnden radioaktiven Abfall - partizipativ, wissenschaftsbasiert, transparent - oder doch zu hinterfragen?
- von Michael Lersow
Als am 28. September 2020 die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) den ersten Teilbericht zur Standortsuche für ein Endlager für HAW (High Active Waste) an das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) übergeben hat, regte sich in vielen Teilen der Bundesrepublik Deutschlands deutlicher Widerspruch. In dieser Darlegung soll begründet werden, ob dieser Widerspruch berechtigt ist oder nicht und die dafür notwendige Faktenlage zusammengestellt werden.
Understanding the India China Border Fiasco: The Unfair Timing and the Befitting Reply
- von Harish K. Thakur
India and China, the two oldest civilizations have emerged as the two most prominent actors from Asia in the twenty first century. They not only attract a good deal of Foreign Direct Investment but also provide new market opportunities to the world. In this trade of their multilateral acts and practices and the bilateral understandings the two find in each other an essential rival and competitor. The pandemic that escalated from Wuhan in December 2019, at a time when US-China trade war was on the accentuation, has had a global spread and caused unprecedented economic slump and capital loss to the world that might take decades to recover. Since China has recovered from the pandemic it aims at dominating the Post-Covid 19 order by trying to expand territorially at a time when the states are down with the virus. The growing world opinion against China and the shifting of several companies to India and other Asian states have forced it rake up border issue with India and destabilize it in order to nip the forthcoming challenge as a growing Asian power. The current paper tries to highlight the nature of relations between the two states in the light of current border standoff at Galwan, Ladakh.
Iablis aktuell
Thema 2020: Schach dem Wissen. Über schwarze und weiße Wissenschaft
Um ein naheliegendes Missverständnis abzuwehren: Bei diesem Jahresthema geht es nicht um Rassismus, sondern um legitime und illegitime Optionen in der Wissenschaft oder, um es weiter zu fassen, auf den tradierten Feldern des Wissens. Dass in den Wissenschaften, wie überall in der Gesellschaft, ›schwarze Schafe‹, also Betrüger anzutreffen sind, ist eher geeignet, die Fülle an Zusammenhängen zu verdecken, die sich auftun, sobald man damit beginnt, das ›Feld der Wissenschaft‹ als Schachbrett zu verstehen. So wie das Muster aus schwarzen und weißen Feldern erst die klar definierten Züge des königlichen Spiels ermöglicht, ermöglicht die Differenz erlaubt / nicht erlaubt die unübersehbare Fülle wissenschaftlicher Operationen.
Wie es um die Mechanismen zur Legitimierung und Delegitimierung von Positionen samt den dazugehörigen Strategien in der zeitgenössischen Szene steht, dafür bietet die Klimawissenschaft seit Jahren die anschaulichsten – und populärsten – Beispiele. Dabei steht sie keineswegs allein, wie selbst vergleichsweise harmlos erscheinende Disziplinen, etwa die unter die Räder der Gender-Debatte geratene Altphilologie, gelegentlich unter Beweis stellen. Einer der bestechendsten Züge von Wissenschaft besteht darin, dass es ihr immer wieder gelingt, die in der Gesellschaft aufbrechenden Konflikte um sie und ihre ›Ergebnisse‹ in sich aufzunehmen und zu reflektieren. Wissenschaft kennt keine Feindschaft, jedenfalls nicht im üblichen (oder Schmittschen) Sinne des Wortes. Das könnte Erstaunen hervorrufen, da ihr Verfahren, allgemein gesprochen, gerade der Ausschluss ist – Exklusion statt Inklusion.
Yagiridia. Capriccio |
Ich will diesen Sack vermöbeln |