Ulrich Schödlbauer

Haben Sie Zeit, Humby? Zeit für einen gemächlichen Abstieg? Kommen Sie, lassen Sie uns miteinander reden. Miteinander reden: seltenes Gefühl. Über Aufstiege sollte man im Hinabgehen reden und ich möchte gern mit Ihnen über einen Aufstieg reden. Wie lange kennen wir uns jetzt? Eine ganze Weile, eine ganze Weile… Man kennt sich, man stellt keine törichten Fragen mehr. Das ist doch etwas.

Die törichten Fragen stehen immer am Anfang.

Irgendwann stellen wir uns, als glaubten wir uns zu kennen. Man will keine Fragen mehr aufkommen lassen, von denen man weiß, dass der andere sie nicht beantworten mag. Man schont sich, man überlässt sie Jüngeren und wäre gern einer von ihnen. Man hat begriffen. Zum Beispiel hätte ich immer fragen wollen: Lieben Sie Macht, Humby? Nicht die Macht, da weiß man nie, ob es nicht noch eine andere gibt, am Ende landet man bei der Macht des Wortes oder der Liebe.

Stattdessen, zusatzlos: Macht. Ich hätte Sie fragen wollen… Macht es Ihnen etwas aus, im Hinuntergehen mit mir zu plaudern? Schweigen Sie ruhig, mir ist nach Plaudern zumute. Ich plaudere gern vor mich hin. Wären Sie Senator, ich würde Sie hemmungslos ausfragen. Ich wüsste, Sie wären ein Rädchen im Getriebe der Macht, ein Teil, das sich dreht, weil es sich um andere dreht. Bei Ihnen ist das anders, bei Ihnen dreht sich alles – wie soll ich sagen? – um Sie oder um sich selbst. Das ergibt eine neue Perspektive. Fast wäre ich geneigt zu sagen: die Perspektive der Macht. Sie schweigen? Damit kann ich leben. Ich stamme aus einer Schweigekultur. Mit so einer Herkunft schwatzt es sich leichter.

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