Eine Denkwürdigkeit später, Achtungserfolge als angehender Playboy und Künstler, hatten den Saum der Wahrnehmung anheben lassen und meine Wege belichtet, suchte ich das Ankommen bei Leopoldine Hawelka: »Gleich gibt’s frische Buchteln, mein Lieber, und einen kleinen Schwarzen für n’Herzbuam.« Immer noch höre ich die Stimmen von Hubert Aratym, André Heller, Dieter Kohren oder Helge Thor heraus, sich anpreisend, andere vernichtend im Gebirge der Hoffnungen und der Unmöglichkeit, diese zu verwalten. Es war ein langer Weg von der Jeunesse dorée im vorderen Teil des Lokals nach hinten zur ›Buddel‹: dort hing ein gerahmtes Plakat, linkerhand vom Klo aus gesehen – »Die dünne Oberschicht«. Zwischen Kurt Kalb, Ingrid Wiener, Walter Pichler, Ernst Graf und den Anderen, hätte Michel auch seinen Platz einnehmen sollen, doch verschlief er den Fototermin. Walter Pichler im englischen Tuch hielt regelmäßig die Anderen in Schach. Seine Armbanduhr wohnte in ihrem schokoladenbraunen Lederetui, da hörte ich dieses Wort: Exil. Es trudelte über die runde Tischplatte, undeutlich wie ein Nebelhorn in verhangener Dinglichkeit und plumpste mir auf den Schuh. Kurt Kocherscheidt sagte gerade: »…das Exil ist nicht mehr… Michel ist in die Paris Bar weitergezogen…« Das Gesagte verdunstete gleichsam, das verlegte Emigrantenkind in mir ballte seine Faust und ließ mich draußen stehen. »So wie du bist, schaust, dich bewegst, dein Sein, nichts stimmt, unauslöschlich bleibst du mit dem Gefühl der Unzulänglichkeit verbunden«, hörte ich es brüllen. Ich schluckte. In dieser Ästhetik der Beargwöhnung gefangen, ahnte ich nicht, dass besagtes Wort ›Exil‹ eine Gaststätte in Berlin bezeichnete, keine persönliche Beleidigung. Da saß ich als Akteur eines untheoretischen Dandyismus im exilierten Wahn der persönlichen Signatur, dessen Subversivität eher in unfreiwilliger Komik dümpelte, denn als Angriff auf das Establishment brauchbar gewesen wäre und krallte mich an diesen zeitlosen Ort der Schönheit fest.

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