von Ulrich Schödlbauer

Höllenqualen
aus Schall und Rauch –
ungewisser
schoss es sich nie
ins geimpfte Knie

Abrakadabra
Der Worte sind genug
kommt Zeit kommt Unflat
zartbitter auf Twitter
Es ist ein Schnitter

Serviler nie:
das Volk der Schisser
durch tausend Aborte gekrochen
beim kleinsten Wind entflohn
nach Asunción

Die gähnenden Höhen
sie warten schon lange
ein Volk von der Stange –
der frische Eifer
das alte Gegeifer

immer an der Wand lang:
das rennt schon Türen ein, wo keine sind
erwählte Völker Narren eines Clowns
verwelkt zum Motto einer Blümchenwiese
stattdessen spuckt der Blödsinn auf die Hippe

Zu welchem Ende, sprich:
sprich laut, sprich langsam, sprich,
als gäb es jemanden, der dir noch zuhört,
bevor das Buch zuklappt und verstummt
für immer in die kalten Fluten abtaucht

Im Land der Lügen sprießen die Pupillen
aus toten Augen, die der nasse Hauch
des jungen Jahres mit Verachtung straft
wer blinzelt, spürt den Schlag wie einer
der vor den Zug sprang und hinein ins Nichts

nicht wissend, wie es weitergehen soll
nach dem großen Knall
für den der letzte Beweis noch aussteht
wie für alles, wovon die Rede sein müsste
jetzt, hier, heute, an dieser Stelle:

transversal.

 


Wes Geistes Kind –
Ich habe begriffen (noch Fragen?):
gut tut es, begriffen zu haben,
es erweitert den Horizont
es lässt die Erde beben
es lässt den Anteil verschwimmen,
das Dein und Mein, das nichts hermacht,
es sei denn… –
Es sei was?
Ein Fünkchen, die Metaphern sind frei, ein winziges Fünkchen
verändert die Nacht,
nicht zur Kenntlichkeit, nein,
nicht zur Menschlichkeit, nein,
und doch, etwas strömt durch sie hindurch
nenne es Energie, nenne es Seele
nenne es … Kassiopeia,
das große Weh
 
Es hat aber sein Beleidigendes,
so zurückgeschleudert zu werden
weit über die Anfänge hinaus in ein Dunkel,
das, kaum geahnt,
sarkasmentauglich,
die Motten anzog
Unholde
samtfarben
steifgeflügelt
Schutzmarke Immergleich –
in woken Köpfchen
gravitätisches Denkzeug,
als sei Licht und Wärme ein Weltverbrechen
sühnbar
durch Einfalt
 
No hell no fun
die Unvollendete unvollendet
Und ewig singen die Wälder
denn mehrheitsfähig ist nichts –
das Gute im Menschen, nicht aufzuhalten
der Drang nach außen. Unstoppable.
Kleiner Bluterguss zeigt die Stelle.
Kommt mir nicht mit falschen Verdächten
das war alles abgesprochen
im Schwarm leben
im Schwarm denken
im Schwarm sterben
wir wollten die Welt nicht verändern
wir wollten sie wohnbarer
nun holt uns
die größte Angst.

 


Ansteckender ist der Mensch
nachts. Wussten Sie nicht, mein Lieber,
dass Sie ansteckend sind? Nein?
Ob mit oder ohne Zigarre:
keiner kommt da heraus.
Wir haben die Brücken abgebrochen –
Sie fragen warum?
Wo kommen Sie her?
Welchen Teil der Galaxis ließen sie hinter sich?
Man sieht ja verstärkt
– wie heißen die Dinger? – Ufos, ganz recht.
Es gab Begegnungen.
Das wird jetzt wichtig, verstehen Sie,
enorm wichtig, da doch der Mensch
dem Menschen ein Virus – was sagten Sie?

Sie haben das Wort nicht verstanden?
Wo kommen Sie her? Wo wollen Sie hin?
Ein Schwebeteilchen, sonst nichts,
die Zivilisationen und ihre Errungenschaften
ein Dreck, sage ich Ihnen, ein Nichts,
ein Aus-Satz, hören Sie?
ich kann Sie nicht hören
wir halten uns alle bedeckt
hören Sie, Nacktheit verschärft das Problem
Ihre Schläfe zum Beispiel:
unlösbar.

 


Langsam schließt sich
die Wunde Mensch.
Keiner in dieser
Runde kennt die Leier.
Vergesslichkeit ist angesagt,
das große Vergessen.

Bitte nicht zutraulich werden.
Das würde das Spiel…
– unterbrechen? Nicht doch.
Das Spiel duldet
keinerlei Aufschub, nicht den geringsten.
Genau betrachtet

ist es kein Spiel.
Sie legen den Blumen keine
Handschellen an. Sie streifen nur
Handschuhe über,
markieren das Vieh, das sie selbst
oder die anderen sind.

Die Wunde Mensch
trägt jetzt ein anderer
Das Wunder Mensch
(wenn man bedenkt: Strippenzieher
wie du und ich, wo
sitzt da der Schmerz, wo?)

die Phantasie reicht für all das nicht zu
im Bettenhaus nehmen die Betten Reißaus
mit glühenden Fingern fährt Pharmama
ihre Gewinne ein: Weltplunder –
abwärts
ins Bodenlose.

 


In meinem Elternhaus hingen keine Honecker
niemand weinte an Stalins Todestag,
legte, verschämt oder stolzer Prolet,
Blumen aufs Grab eines Massenmörders.
Ich wurde geboren und wuchs auf
in einem freien Land
erfüllt von freien Gedanken,
in einem Land, das sich zweimal zu Tode raste,
seine Elite verbrannte
und nicht nur sie –

(jetzt wird’s politisch:)
ich wünsche in einem freien Land zu sterben,
als freier Bürger mit freien Gedanken
dem Tod entgegendenkend,
nicht der Spritze:
Ich befehle es.
Ja, ich befehle meiner Wirklichkeit,
nicht zu weichen,
bis ich sie aufgebraucht habe.
Ich befehle der Sonne meines Lebens:
Geh auf und unter, solange
ich an der Zeit bin
einer von vielen,
deren Zeit gekommen ist und wieder vergeht.
Ich weiß, du kannst es.

Nein, ich löse keine Fahrkarte für den Mars
ich habe genug an diesem Planeten
er genügt mir und ich genüge ihm.
Ich bin nicht überzeugt, dass es Aufgabe der Gezeugten ist
einen Klumpen zu erlösen,
der losgelassen im All kreist.
Ich bin nicht überzeugt, dass es Aufgabe der Gerichte ist
Welt-Erlösern die Schippe zu reichen,
das Recht der Lebenden zu vergraben,
weil eine entfernte Möglichkeit besteht
dass Kommende Gelegenheit fänden
hinter Glas zu bewundern
all das Verrottete.

Nenn es Evolution, nenn es Leben:
niemand hat es in eure feuchten Hände gelegt
niemand hat euch hinter die Kulissen geführt
niemand hat euch gebeten, Regie zu führen.