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Mit einem Mal steht Nd’ora im Raum. Sie ist nicht die Schreckliche, sie ist nicht die Übergewichtige, sie ist die Federleichte mit der Glöckchenstimme, ein paar Stühle sind rasch beiseite geräumt, niemand soll Anstoß nehmen, niemand soll verbittert nach Hause gehen, weil eine unglückliche Frisur oder ein Hinterteil ihm den Ausblick versperrte. An diesem Abend im Rubikon sind alle im Bilde, alle sind glücklich, alle sind gespannt, alle sind, händchenhaltend, eine lächelnde Familie von Gleichgesinnten, Gleichgeschulten, Gleichgewichtigen, nun gut, ein, zwei Ausnahmen sind gestattet, aber der Rest – easy. Randnuss, gefüllt mit Kicherschmerzen, rezitiert das Schicksal der Arbetreiden, aber leise, drin im Mund, es könnte auch ein Kaugummi sein oder ein Drop. Diana, die Inhaberin, wunderbart vor sich hin, ihr geschmeidiger Gang durchläuft das Etablissement von vorn bis hinten und wieder zurück, so dass keiner weiß, wo er anfängt und wo er aufhört. Das wahre Wunder der Allgegenwart allerdings vollbringt Nd’ora, die, das weiß sie aus vielen Jahren, dazu keinen Fuß rühren und kein Händchen heben muss, sie tut es aber trotzdem, jedenfalls gelegentlich, einfach so, zum Zeitvertreib.
Die Dschamba singt den Baloo. Anfangs verhalten, sie weiß, was sie der Pflegekatze der Oberschicht schuldig ist, die ein Polster in der ersten Reihe belegt und aufmerksam die Runde studiert, sie singt ihn so unfassbar verhalten, dass Putzi Paronga von Stamme der Ponga die Tränen kommen, weil bei ihr alles Erinnerung wird, sofort und unerbittlich wie ein Sahnetörtchen, das zwischen Lippe und Zunge zerrinnt, doch alle wissen natürlich, dass der Baloo, einmal entfacht, auf und davongeht, auf und davon, nur wann, das weiß keiner, es sei denn die Dschamba. Und sie hält es, ihr größtes Geheimnis, fest an sich gepresst und gibt es nicht frei.