Für kA
Die theoretische Freiheit des Bewußtseins
als sieben metaphorische Bewußtseins-Welten
A Meer
B Berge
C Wüste
D Regenwald
E Gletscher
F Vulkane
G Himmel
Bewußtseins-Welt B BERGE
Sieben Stufen der Entstehung
Stadtlandschaft
Familienspur
Heimatrest
Spracherwerb
Arbeitsversuch
Ichsuche
Bekanntschaften
Bewußtseins-Welt B BERGE
Zweite Stufe der Entstehung
Familienspur
Gliederung der zweiten Stufe
I Namen
II Adressen
III Fotos
IV Urkunden
Meer
Berge
Wüste
Regenwald
Gletscher
Vulkane
Himmel |
Stadtlandschaft
Familienspur
Heimatrest
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Bekanntschaften |
I Namen
II Adressen
III Fotos
IV Urkunden |
I/1 Benedikt
I/2 Henriette
I/3 Adeline
I/4 Karl |
Tafel B I
Tafel B I / 1 – 4
Benedikt
der zog über land
mit nicht grad leichtem gepäck
schleppte mit sich
stativ platten dunkle tücher
ein schwarzer kasten
war sein wertvollster besitz
wußte nichts
von daguerreotypie
und war doch künstler
lichtete die leute ab
in ihres lebens stationen
und zeigte herum
wohin er kam
aller welt seine sammlung
anhäufend das unterste
auftürmend zu oberst
hinterließ den schatz
seiner wanderschaft
am berg des gefundenen weges
der alte ebenbildner
die welt sein album
Henriette
nicht im verborgenen
im unauffälligen
aller übertreibung abhold
legte größten wert sie
auf ein leben
auskömmlich gediegen
gestattete keine abweichung
im tageslauf
erhielt ihr alter
in entzeitlichtem gleichmaß
empfing manchmal familienbesuch
verkehrte selbst nicht außer haus
eine ledige tochter
als hausgenossin geduldet
unterstand ihrer aufsicht
zum dienstgebrauch
*
landschaft
die sie in sich trug
ebene
über sanfte hügel geneigt
vorfahren
einfache mühlenpächter
bestimmt nicht reich
haus und hof
neun eigene kinder
familienpflicht setzte
ihren wünschen ein ziel
nicht ihrem wesen
*
herrin ihre natur
von angeborenem adel
zu hoheit und würde ausgebildet
edles wohlwollen
in geist und gemüt
aus ihrer erscheinung hervortrat
leuchtend ein segnendes
in und um sie
wo es ihr dasein durchdrang
Adeline
während ihrer fräuleinjahre
kümmerte sie sich um ihre schwestern
die traten auf märkten und volksfesten auf
„es singen und tanzen die drei d……“
*
neun monate lebt sie
mit einem verheirateten herrn
als sie ihm eine tochter gebiert
verläßt er sie
die unehelichkeit
geniert sie nicht
wem das nicht passt
den schneidet sie
sie reist fortan
als dame mit kind
ihre familie findet
nichts dabei
*
ein kaufmann ist ihr zweiter verehrer
der unterläuft die blockade der entende
liefert dem deutschen heer tabak
aus smyrna und wird reich
dreimal wechseln sie die staatsangehörigkeit
zweimal die konfession
allen widerständen zum trotz
heiraten sie in london
nach drei überstandenen kaiserreichen
leben sie erstmals in einer republik
profitierend sozial wie kulturell
von freiheit sittlichkeit toleranz
*
festung breslau
januar fünfundvierzig
die achtzigjährige brüht
tee den verwundeten
ein eisernes pappkreuz
erhält dafür
die staatenlose
die unerschrockenheit
mit der sie ihr leben führt
zeigt wer sie wirklich ist
natürliche verbündete
der emanzipation
Karl
was davon ist wahr
mutter ungarische gräfin
vater bürgerlich advokat
sein erbteil bringt er
in monte carlo durch
im ersten weltkrieg
russische front
gefangen oder desertiert
gerät er in die revolution
schüttelt lenin die hand
flieht nach skandinavien
schlägt sich auf die seite
von bela kun
verhaftet befreit
schafft er es in die schweiz
heiratet
wird vater
geht später nach schlesien
als handelsvertreter
fünfundvierzig mit seinem sohn
quer durch europa
sie wandern aus
nach südamerika
*
wenn er nicht im kaffeehaus sitzt
der herr kuk hauptmann
und sich freihalten läßt
von emigranten aus dem reich
verbringt er die nachtruhe als pförtner
in der deutschen botschaft
*
was davon wahr ist
alles und nichts
*
erst erblickte ich in ihm
ein weltwesen
dann erkannte ich
seine chargengestalt
des lebens unernst
hatte es ihm angetan
geblieben ist das bild
vom wurmstichigen mann
sein kapital
er hatte zeit
und nie etwas vor
*
er selbst glaubte übrigens
dass ihm gelungen war
was nur wenigen gelingt
umsonst zu leben
UNTERSCHÜPF
29. JUNI 2022
Meer
Berge
Wüste
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Himmel |
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I/1 Wien
I/2 Berlin
I/3 Breslau
I/4 Nizza
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Berge
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I/1 Leon
I/2 Therese und William
I/3 Gertrud
I/4 Kurt
I/5 Michel |
Tafel B III
Tafel B III I/ 1- 5
Leon
weit über achtzig
saß er modell
für das porträt eines kardinals
allmählich ähnlich
wurde der kirchenmann
dem greisen hebräer
den unterschied
von mensch und bild
übermalte der maler
Therese und William
berlin neunzehnhundertundsieben
das künstlerpaar hat sich
einen namen gemacht
er sitzt am klavier schwarz
sie steht davor weiß
das programm humor mit gesang
im kabarett zum klimperkasten
improvisiert er deklamiert sie
film und funk gibt es noch nicht
später hat sie einmal geschrieben
graue autogrammpostkarte
mehr ist von ihr nicht geblieben
Gertrud
die mutter hält sich
rückengerade
gibt sich ernst und streng
mit schönen händen
ringgeschmückt
fasst ihren sohn sie
unter den armen
der lacht und strampelt
macht sich frei
sie soll ihn heben
herunter vom schoß
er muß los
dahin wo es etwas
zu holen gibt
*
nichts kann sie
davor bewahren
seit seiner geburt
ist beider trennung
beschlossene sache
Kurt
nein der vater wechselt kein rad
er hat zeit will nirgendwo hin
egal ist ihm wer auf ihn wartet
egal die panne nur geduld
warum lehnt er in der offenen wagentür
und gähnt
(nach Brecht)
Michel
drei fotos besitze ich
von meinem bruder
da sitzt er
mit freunden auf einer gartenbank
da trägt er
eine französische uniform
da reitet er
auf eine gebirgskette zu
*
als er gestorben war
träumte ich von ihm
trug seine uniform
ritt auf die bergkette zu
stieg vom pferd
setzte mich
zu den freunden
auf die gartenbank
*
und das vergessen
breitet sich
als graues staubtuch
über mich
UNTERSCHÜPF
21. JULI 2022
Nachruf
sie sagen
böse menschen
wärt ihr gewesen
solche
denen man allen ernstes
nichts gutes wünscht
nichts zu suchen
hättet ihr hier
auf erden
die dies gesagt
sprachen nicht wahr
„o dass schwarz
das antlitz derer würde
die diese lügen ersannen“
wie aller milde bar
wie lieblos
diese euch richten
wer sagt
dass ich euch
vergessen habe
ich habe mich
eurer angenommen
und verzage nicht
bringt von euch
ein gutes zeichen mir
dass mein schmerz erstirbt
oder soll ich solange weinen
bis aus erde und tau
ihr wieder ersteht
jenen aber ist nicht zu trauen
man darf sich ihnen
nicht zu erkennen geben
vom fernsten rand nur
wachsam im auge behalten
die menschgestaltige satansbrut
UNTERSCHÜPF
10. AUGUST 2022
Meer
Berge
Wüste
Regenwald
Gletscher
Vulkane
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Stadtlandschaft
Familienspur
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III Fotos
IV Urkunden |
I/1 Geburtsurkunde
I/2 Nansenpass
I/3 Scheidungsurteil
I/4 Ausweisung
|
UNTERSCHÜPF
21. JULI 2022