von Ralf Willms

Domplatz Münster. Für Grundrechte, gegen Corona-Maßnahmen-Politik.

Stehen auf diesem Platz und sehen, wie er sich füllt.

Sind zu zweit da. S und R. Es kommen zwei, drei hinzu, die aus andrem Kontext bekannt. Tut gut, machen sofort Eindruck von ›ganzen Menschen‹. Solchen länger nicht begegnet.

Das alte Sacco und Vanzetti-Lied mit neuem Text. Ein Schock. Trug es 1981 mit einem Duo-Partner (Gitarre und Gesang) in einer Kleinkunstkneipe vor. Damals schon, reichlich abgegriffen. Aber was heißt das!

Gehen los, erhebend. Am Dom vorbei, hell erleuchtet.

So viele Menschen zusammen.

Gegendemonstration. Jugendliche am Straßenrand, schreien im Chor »Lasst euch impfen! Lasst euch impfen!«

In welcher ideologischen Küche haben sie die denn ›geimpft‹?

Das ist rührend, das ist putzig. Es regt sich eine Art heiteres Gelächter.

Und schaue ihnen ins Gesicht. Ich habe Mitgefühl.

 


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Was für verblendete junge Menschen ……

Oder sie schreien einhellig »Wer mit den Nazis mitmarschiert hat nichts kapiert«.

»Hallo?«

Der eine Nazi, der dann in der Zeitung steht … scheint einfach nicht dabei zu sein … »Scherz beiseite«.

Alles verdreht.

Sah auf dem Domplatz in viele Gesichter.

Sie galten, politisch gesprochen, vor nicht allzu langer Zeit noch als »Linke« oder »aus dem linken Feld«. Westdeutsche Linke, keine DDR-Befürworter, einfach zunächst solche, die sich – davon ausgehend – in der ›alten Bundesrepublik‹ nicht wohlfühlten. So einfach jetzt gesagt.

Heute sollen es »Rechte« sein, und nicht deswegen, weil die Extreme austauschbar.

Sondern weil alles noch krasser verdreht wird, forciert von den Medien.

Und die Gegendemonstranten? Sind das nun die »neuen Linken«?

Es ist zu lachhaft.

Wir gehen Hand in Hand. S. und R. Jeder eine Kerze in der anderen Hand.

Junge Frauen mit Kinderwagen dabei, Hunde, manche »Bevölkerungsschicht« vertreten, aber weit überwiegend: Die ehemaligen Linken, oder die als solche bezeichnet wurden, die, wie ich, schon auf der Friedensdemonstration 1980 in Bonn waren, gegen den Kalten Krieg, damals noch Schüler oder in der Ausbildung.

 


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Einer, mit dem wir ins Gespräch kommen, unendliche Traurigkeit nehm ich bei ihm wahr, als habe man sein Gesicht runtergezogen, zu einem einzigen Schmerz hin. Der hatte doch auch mal ein Gesicht, eine Offenheit, war doch auch mal ein ›natürlicher Mensch‹ …

Nahezu jeder, der hier ist, hat viel durchgemacht, man sieht es in den Gesichtern, eine Persönlichkeit. Von 20-jährigen angepikst…

Es ist sinnlos.

Einzelne entwickeln sich, sterben. Neue Menschen wissen ›nichts‹. Keine Menschheitsentwicklung. Beziehungsweise … wo ist sie denn … ? Bei allen Kulturschätzen, Überlieferungen, wissen … grundlegend ›nichts‹, alles ist neu zu erwerben.

Andererseits hinter uns 30 Jahre jüngere … reden etwas unausgegoren, ich erinnere mich – an mich selbst, aber sie reden, denken, analysieren, stellen Fragen, zeigen Gesicht, sind hier!

Komme mir vor wie ein 1000-jähriger … so differenziert und stark, innen kompakt und reich.

Stabil und fragil zugleich.

Ebenso gesund wie verwundet.

Und glauben gegen mich vorgehen zu müssen – und der weit überwiegende Teil der Bevölkerung zieht mit –, nicht gegen mich persönlich, gegen einen Strukturfaden, eine Meinung, die ich mitvertrete, alles un-persönlich, doch die Wahrnehmung des Einzelnen ja dabei.

Hermann Hesse, geschätzt oder nicht, sprach mal von »Kindermenschen«. Und kein Zweifel: Sie wissen nicht … was sie … tun, wissen nicht, dass sie nichts wissen.

 


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Eine Kinderszene, die jungen Polizisten, rührend, ihr neues Dress, die ganze Szene hier, diese ganze Politik. Gefährlich halt, Realität halt. Aber geistig? Ein Kinderstück. Und »5 Freunde« … im Abseits, die das alles hier aufzudecken suchen … Doofheit der Geschichte, dafür stehn sie.

Sacco und Vanzetti noch immer … Was für ein ›Grünschnabel‹ sicher ich selbst war. Weit Ältere damals, ich erinnere den ein und anderen, der wohl an der Stelle stand wo ich jetzt.

Politische Entscheidungen, ein Angriff auf die Arbeit (Pflegetätigkeit) der Partnerin, auf ihr Einkommen, ihre Gesundheit, ihre äußere und innere Sicherheit. Und dafür steht sie: die Spritze.

Nur »Gespritzte« »dürfen« ab 16. März 2022 noch in der Pflege tätig sein. Eh ein ›Scheißjob‹.

Weiß auch nur derjenige, der ihn macht.

Wenn sie sich ansteckt, Covid-19 Omikron-Variante, während der Arbeit, erhält sie einen halben Monat keine Lohnfortzahlung. Frühkapitalismus? Lässt sich nahezu jeden Tag testen, im Gegensatz zu den Geimpften, aber für sich entschieden, nicht die Spritze.

Verliert also ihre Arbeit. Keine Rücklagen.

Während der Arbeit … sich anstecken … bei höchst widersprüchlichen Gesamtmaßnahmen … und … keine Lohnfortzahlung.

Der Staat, seine Vertreter sind dabei, darüber hinaus, diese Entscheidung jedem Einzelnen nun ganz abzunehmen, genannt »Impfpflicht«.

Müde.

Vor 41 Jahren Friedensdemonstration in Bonn, 300.000, 1980.

 


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Damals

hießen die Demonstranten »Linke Spinner«, »Nestbeschmutzer«, »Kommunistendreck«, etc.

(Heute »Impfverweigerer«, »Alu-Hüte« – also Verrückte –, »Coronaleugner«.)

Minderheit, trotz 300.000

gegenüber denen, die shoppen gehen, nicht denken wollen oder können, verdienend zwischen Beruf und Freizeit, jenseits von Rückgrat und wahrer Mitmenschlichkeit; jenen, denen im Grunde alles »scheißegal« ist außer sich selbst. Mehr oder weniger. (Mindestens) zwei Drittel der Bevölkerung ausmachen. Mit ihnen gehen auch viele Lichter aus.

Sicher, es ist … differenzierter … bei jedem Einzelnen.

Jeder doch … ach so gut.

Aber wo sind die Stimmen?

Konservative,

Grüne,

Rote,

Schwarze,

Liberale,

diejenigen, die Profil für sich reklamierten!

Damals die Bundesrepublik gegenüber heute … ›recht gut in Schuss‹.

Heute, in der Corona-Maßnahmen-Zeit, ein Scherbenhaufen.

 


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Wirklich Irrsinn mit etwas Neuem: Die Bevölkerungs-Gesundheit wurde instrumentalisiert von der Macht- und Interessenspolitik.

Symbolischer wie konkreter Drehpunkt: die Spritze.

Der Penis der Gesellschaft.

Sich spritzen lassen.

Lustvoll … wieder dabei sein.

Impfschäden, Impftote? Da greift nun staatlich ambitionierte Zensur ein. Löscht Videos, schüttet den Rufmord-Kübel über Menschen in der Öffentlichkeit aus, die über Jahrzehnte hochgeschätzt waren.

Neues Gesetz: Zusammenkünfte wie auf dem Domplatz sollen fortan nicht mehr stattfinden.

Eine grüne Politikerin, über 20 Jahre alt, fordert Schlagstöcke und Tränengas.

Gegen diese Menschen hier.

Der Impfpass, der Impfchip wird kommen – nur noch Eintritt mit Impf-App in Lebensmittelläden –, die totale Kontrolle. Der totale Sieg. Im Namen der Gesundheit.

Wird in was, in welche Gesellschaft überführt?

Wir sind dann tot. S. und R. Hatten so lebendes Bewusstsein. Geschichtsaufarbeiter arbeiten dann auf, was bereits … zu Ende ging. Was Impfgläubige noch glauben, wiederzukriegen: ihr altes Leben ……