Renate Solbach: Bahnhofsvorplatz

Im Yagir soll ein Bahnhof unter die Erde verlegt werden und die Bevölkerung steht Kopf: nicht, um besser sehen zu können, was unten geschieht, sondern um zu verhindern, dass es geschieht. Eine ratlose Politik drischt auf die Köpfe ein, Blut fließt und einer vertraut sein lose baumelndes Auge dem Fernsehen an, wo er es sicherer wähnt. Die Politik gewinnt das Spiel und verliert die Wahl. So kann es kommen, so ist das Leben. Derweil dämmert der Bahnhof im Zwischenreich der gemischten Empfindungen: Der alte ist der alte nicht mehr und der neue will nicht hervorkommen. Ist das ein Bild? Wenn ja, wofür? Vielleicht ein Test – im Yagir wird viel getestet und dann verworfen, aber nicht wirklich, manchmal nimmt die Wirklichkeit Züge von Verworfenem an, dass einem angst und bange werden kann. So erfährt man, an Stelle des Bahnhofs könnte schon bald eine Shuttle Station für den Verkehr in den erdnahen Raum entstehen. Die Bewohner des Yagir hören das gern und befinden, dann habe der Kopfstand sich doch gelohnt. Befragt, wie sie das meinen, schütteln sie den Kopf und liebkosen die Bäume, die bald gefällt werden müssen.

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