Wissen Sie, Humby, ich spekuliere gern. Doch über die Macht des großen Geldes zu spekulieren, über den Einfluss, den es im wirklichen Leben ausübt, verdirbt neben dem Charakter auch das Denken. Wollen Sie wissen, warum? Weil Menschen wie Ihnen bei allem Glamour etwas Nebulöses anhaftet. Keiner kann sicher sein, dass Sie nicht gerade dann neben ihm auftauchen, wenn er Ihre Existenz wortreich ins Land der Gnome und Nixen verwiesen hat. Das Mysterium des Geldes existiert. Es existiert wirklich. Ungerührt existiert es neben all den prominenten und weniger prominenten Theorien, die seine Funktionsweise haarklein erklären, fort. Der Mensch, der einmal von ihm berührt wurde, ist ein anderer, er mag sich dazu stellen, wie er will. Eine Gesellschaft, in der zwei-, dreimal soviel Geld umläuft wie ein paar Jahre zuvor, ist eine völlig andere – man wüsste gar nicht, wo man anfassen sollte, um die Fülle der eingetretenen Veränderungen ans Licht zu holen. Das ist so und das bleibt so. Nur die klugen Zeitanalytiker schweigen dazu, vornehmlich deshalb, weil ihnen zu dem Thema partout nichts einfällt. Schade eigentlich.
Was folgt daraus? Zum Beispiel: Dieses Land, unter drei Präsidenten in Folge betrachtet, ist nur in einem ganz oberflächlichen Sinn ein und dasselbe. Es wird auch nicht auf einerlei Weise erlebt. Die Heutigen haben entweder Mühe, der Entwicklung, realiter und mental, zu folgen, oder sie sind so sehr Heutige, dass sie die Fähigkeit verloren haben, sie bis zu dem Punkt zurückzuverfolgen, an dem ihr gegenwärtiger Lebenszuschnitt noch nicht absehbar war. Diese beiden Bevölkerungen teilen sich einen Raum und eine Zeit, ein und dieselbe Familie und den gleichen Präsidenten. Sie haben sich aber in dieser Zeit auseinander entwickelt und wissen einander nichts Rechtes mehr zu sagen. Eigentlich sind sie füreinander Fremde, allerdings versteckt hinter den Gesichtern von Freunden, Eltern, Kindern, Verwandten, was die Sache psychisch so außerordentlich delikat erscheinen lässt. Nicht dass sie einander Unrecht täten – sie sind das Unrecht, das sie einander irgendwann vorzurechnen beginnen. Nein, sie sind nicht einfach das Unrecht, sie sind einander so, wie sie sind, als Teil ihrer Welt, nicht recht, gleichgültig, was sie einzeln einander zu sagen wissen. In den Augen des jeweils anderen sind sie ein Verhängnis. Diese beiden Gruppen besitzen keine wirklichen Namen, weil sie in kein soziologisches Schema passen und die Gesellschaft der Machtbesessenen verlernt hat, passende Wörter für subkutan sich wandelnde Weltbilder zu prägen. Was ist? Sie teilen meine Auffassung nicht?
»Ich unterbreche ungern. Sie wollen, dass ich etwas zugebe und es widerstrebt mir, irgendetwas zuzugeben. Mag sein, ich fröne der Lust am Dasein, mag sein, ich arbeite ein wenig zu viel, vor allem in die eigene Tasche. Aber da beginnen bereits die Schwierigkeiten. Die Dinge entwickeln sich, da haben Sie ganz recht. Wir alle sind Sklaven des Geldes, auch damit haben Sie ganz recht. Sie begraben die alte Klassengesellschaft und was zieht herauf? Eine neue Klasse. Die neue Klasse macht eine Menge Geld, aber sie braucht noch mehr und also braucht sie uns, die Superreichen, wie man uns nennt, und unsere sogenannten Verbindungen. Sollen wir uns ihr verweigern? Das wäre widersinnig. Arbeiten wir deshalb an der Spaltung des Landes? Oder sogar, wie ein paar forschere Analytiker behaupten, an seinem Zerfall? Das anzunehmen wäre absurd. Wenn Sie mich fragen: Ich schätze T, wenngleich in Maßen. Ich schätze sogar seine Arbeit, soweit ich sie überblicke, jedenfalls den rationalen Teil, es wäre fatal, ihn zu überschätzen. Weder bin ich sein persönlicher Feind noch die giftige Macht, die ihn täglich weghaben will. Würden Sie mich allerdings öffentlich fragen, so würde ich Ihnen antworten, was immer die Öffentlichkeit gerade erwartet. Das Geld, Sie sehen das ganz recht, ist ein Chamäleon.«