Ulrich Schödlbauer

Sie sind ein erbärmlicher Analytiker, Humby – tut mir leid, Ihnen das so sagen zu müssen. Diese Partei, von der Sie reden … diese Republikaner, wie sie sich nennen … in dem Spiel, über das ich spreche, sind sie ebenso wenig seine Partei wie der politische Gegner. Dabei spreche ich nicht über Freunde. Auch T verfügt über Freunde, selbst öffentlich, selbst in der Partei, die ihn aufgestellt hat, nachdem sie seine Bewerbung erst zu hintertreiben versuchte. Sogar in den Medien finden sich Leute, die nichts auf ihn kommen lassen. Das kann gar nicht anders sein. Daher stelle ich meine Frage anders: Sind seine Feinde denn seine Feinde? Sie verstehen nicht, was ich damit meine, ich sehe es an Ihrem fragenden Blick. Dieser ganze Feindschaftskomplex ist älter als diese Präsidentschaft. Sie ist nicht Ursache, sie ist Ergebnis einer Misere. T musste Präsident werden, weil das System einen Feind brauchte, auf den es sich verständigen konnte. Die von T beklagte Parteien-Feindschaft, Humby, ist nicht erst von heute. Ich weiß es und Sie wissen es auch. Sie ist langsam und stetig gewachsen, sie hat, während der Konflikt sich in die schrillsten Lagen hinaufschraubte, über Jahrzehnte hinweg die Widersacher einander immer ähnlicher werden lassen, bis wir heute, wenn wir’s genau wissen wollen, nichts weiter wahrnehmen als verfeindete Zwillinge, die sich um Mutters Erbe fetzen. Und dass wir es so wahrnehmen können, das verdanken wir T. Sie runzeln die Stirn? Das habe ich erwartet. Sie sind befangen. Sagt Ihnen das keiner? Nein, ich halte mich nicht für ein Muster von Unbefangenheit. Vergessen Sie nicht: Ich komme aus einer anderen Kultur. Vor meinem Hintergrund sehen Ihre ideologischen Zwiste blass aus. Sie wachsen auf einem Ast, wenn ich das so sagen darf.

T ist kein Ideologe. Das scheint sein überwältigendes Merkmal zu sein. Die Ideologen der herrschenden ›Denkrichtungen‹ werfen den Schmutz, den die Gesinnungskultur im Alltag gebiert, auf ihn und sprechen ihr »Schuldig!« Wenn man ihn reden hört, dann scheint er nie begriffen zu haben, wozu Ideologien gut sein sollen. Er scheint auch nie begriffen zu haben, warum es um Leben und Tod gehen muss, solange der Kuchen für beide Seiten reicht. Die Ironie seines gemeinsamen Auftritts mit Kim Jong-un liegt einfach darin, dass der Diktator das im Grunde seines Herzens auch weiß und trotzdem nicht über den Schatten seines Regimes springen kann. Ebenso wissen Ts wildeste Gegner im Parlament, dass ihre geballte Empörung in der Sache gegenstandslos ist, wie die überraschend erfolgreichen Gesetzesinitiativen seiner Regierung zeigen. Genau das treibt die Ablehnung seiner Person über alle Grenzen.

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