Ulrich Schödlbauer

Nicht jetzt, nein, nicht jetzt. Jetzt beschäftigen wir uns mit dem blutig getretenen Kopf, der da auf der Straße einer gottverlassenen Kleinstadt irgendwo am Polarkreis zwischen den Parteien hin und her rollt, bis die aggressiven Affekte verdampft sind und das Spiel seinen Reiz verliert. Doch vergessen wir den Kopf, diese widerwärtige Vorstellung. Beschäftigen wir uns mit den Parteien, die sich in die nächstgelegene Kneipe verziehen, um den neu geschlossenen Freundschaftsbund zu begießen. Den Kopf, pardon, den Ball haben sie unterwegs entsorgt. Aber vielleicht prangt er auch als Trophäe im Regal und sie haben ihn mit ihren Unterschriften veredelt, weil … weil das gute Stück sie nun einmal zusammengebracht hat. Hören Sie, er ist auf dem Weg, zum Vereins-Maskottchen zu werden: Sie wollen ihn wieder herausholen, wenn, versprochen, man sich im kommenden Jahr – gleicher Ort, gleiche Zeit – wieder zusammenfindet. Empört Sie diese Vorstellung? Die jungen Leute haben etwas getan, was in ihrem Kopf steckte und herauswollte, obgleich sie keinen Gedanken daran verschwendet haben. Sie hätten auch gar keinen Gedanken darauf verschwenden können, weil selbst der Ballgeber nicht wusste, was er da tat, in wessen Fußstapfen er trat und welchen Mechanismus er damit auslöste. Er konnte es nicht wissen, weil es ihn niemand gelehrt hatte und – weil das Balltreten nun einmal die natürlichste Sache der Welt ist.

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